Branko Šimić / Martina Stoian / Nikola Durić
Kwiskotheka Teil 2: I was a Refugee
Kwiskotheka Teil 2: I was a Refugee
Vergangene Termine
03.03.16
19:30
04.03.16
19:30
Zerrt die Geflüchteten auf die Bühne
»Warum gehen uns die aktuellen Bilder der Flucht nach Europa so nahe? Warum berühren uns die Leiden und Strapazen so sehr? Eine Antwort darauf ist, dass wir mit den großen Erzählungen von Flucht aufgewachsen sind. Da wäre einmal die Odyssee aus der Antike und der Auszug der Israeliten aus Ägypten. Diese Geschichten sind in uns eingeschrieben und gerade lese ich eine davon tatsächlich mit meiner Tochter. Aber wo große Epen in die Wirklichkeit hereinbrechen, sind Die Kulturschaffenden nicht weit. So warten Dutzende von Dramaturgen, Dirigenten und Regisseuren vor den Türen der Erstaufnahmeeinrichtungen und kaum fallen die Geflüchteten aus dem Bus, werden sie auch schon auf die Bühne gezerrt, als Nabokovs Gefangenenchor oder in die Aufführungen «Die Schutzbefohlenen» am Thalia oder aufs «Schiff der Träume» am Schauspielhaus.
Amelie Deufelhard, von Kampnagel, erzählte, dass sie häufig Anrufe von großen Theatern bekommt, die fragen, ob sie einige «ihrer Flüchtlinge» für eine Inszenierung ausleihen können? Und das Team von Hajusom bekommt ständig Anfragen, wie Theater mit Flüchtlingen denn so funktioniere? Meine erste Reaktion darauf war: Lasst die Menschen doch erst mal ankommen und auspacken, zumal die daraus hervorgehenden Stücke nie richtig gut sind und sich dabei häufig das alte Sprichwort «Das Gegenteil von Gut, ist gut gemeint» herausmeißelt.
Aber dann dachte ich: Scheiß drauf! Hier geht es nicht um gute Kunst, sondern um wichtige Kunst. - Das Theater ist nun mal der Ort, wo man auf gesellschaftliche Herausforderungen am schnellsten reagieren kann. Hier geht es um Relevanz, nicht um Qualität. Wir wollen nicht von Stern Reportagen und Tagesthemenbildern zugeballert werden und im Weltschmerz versinken, sondern uns selbst ein Bild machen. Darum sind wir vom Krass Festival sehr froh, mit 30 Leuten aus der Erstaufnahmestelle in Neugraben-Fischbek in zwei Tagen ein Stück auf die Bühne zu wuchten. Zusammen mit Azad, Sihäm und Daniel, die schon Wochen vorher rausgefahren sind, um mit den Kids zu tanzen. Und mit Tina und Gildo, die Musik machen und den zerschnittenen Natodraht von der Kroatisch-Slowenischen Grenze mitgebracht haben. Mit Mobile Albania, die mit Ihrem Paplament gegen die «Orbanisierung» des Ostens arbeiten. Mit Heinz, der von seiner Flucht aus Ostpreußen erzählt und nun nicht die AFD wählt, weil wir die Geflüchteten besser willkommen heißen, als sie es erfahren haben. Mit Rami aus Damaskus, der eine Stelle als Ballettlehrer sucht. Und am meisten danken wir der Kampnagel Technik, Kirsten, Holli, Aga, Chief, Uwe, Rolf, Florian und den vielen anderen, die Überstunden machen und mit viel Geduld und Herzblut dem ganze Chaos und Gewusel ein buntes Kleid verpassen. So, over und out bevor Augenpipi in die Tastatur tropft.«
Nik Duric
Kwiskotheka 2016
Die jugoslawische Kultsendung Kwiskotheka eröffnete in den 70er Jahren eine neue Art des Frage- und Antwortspiels. Über vierzig Jahre später wird das TV-Studio zu einer multifunktionalen Installation, einem bespielbaren Raum, der neue Fragen aufwirft. Die KWISKOTHEKA 2016 ist ein gastgebendes Bühnenbild, das sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Migrant*innen und ihrer Feind*innen zum Thema nimmt. In der Kwiskotheka 2016 beschäftigt sich der Regisseur und Kurator des Krass Festivals, Branko Šimić, mit der Konstruktion von Antworten auf Fragen der Geflüchteten an Deutschland und ihren Ideen für Deutschland. In diesem Theaterstudio werden drei unterschiedliche Inszenierungen gezeigt:
Teil 1: Wie das Lächeln aus dem Gesicht von Beate Zschäpe verschwindet (25.-27.02.) Teil 2: I was a Refugee (03.-04.03.) Teil 3: I am a Refugee (05.-06.03.)