Leitbild

Kunst und Kunstproduktion sind Grund und Motor für die Institution Kampnagel. Wir bewegen uns interdisziplinär in und zwischen den Sparten Tanz, Theater, Performance, Musik(theater), Theorie und Bildender Kunst. Unsere Formate sind sowohl analog als auch digital, und spiegeln gesellschaftliche Debatten und aktivistisches Handeln. Wir präsentieren und produzieren Arbeiten, die international, ästhetisch visionär, stilbildend, transdisziplinär und perspektivenreich sind. Kunst auf Kampnagel ist glokal, vielsprachig und teilhabeorientiert. Sie ist politisch, indem sie Gesellschaften und Welten beobachtet, reflektiert und hinterfragt – stimuliert von der Vision, dass die Welt verändert werden kann.

Als internationaler Produktionsort und experimentelles Labor ist Kampnagel ein Ort, an dem neue Ästhetiken und Praxen entwickelt und erprobt werden. Nachhaltigkeit definieren wir dabei als Pflege aller Ressourcen in Natur und Gemeinschaft. Digitalität verstehen wir als Tool für Kunst und Aktivismus, Zugänglichkeit und Internationalität, aber auch für hierarchieflaches Arbeiten und Pflege von Netzwerken. Diversität sehen wir als Chance zur Inklusion und zum solidarischen Empowerment Vieler: auf den Bühnen, im Publikum und im Betrieb. Unser Ziel ist, dass die Akteur*innen auf den Bühnen und im Publikum die Stadtgesellschaft in ihrer gesamten Vielfalt repräsentieren.

Unter Freiheit verstehen wir die Freiheit der Rücksichtnahme und Fürsorge – nicht die Freiheit der Stärkeren. Freiheit endet da, wo sie anderen schadet. Als Kolleg*innen nehmen wir einander ernst und achten aufeinander. Wir stehen für Gemeinwohl, Vertrauen und eine zugewandte Feedback-Kultur. Kampnagel ist solidarisch mit marginalisierten, diskriminierten und illegalisierten Künstler*innen, Gästen und Kolleg*innen. Auf Kampnagel sind Qu(e)er-Einsteiger*innen willkommen und bringen das unverzichtbare Wissen gesellschaftlicher Diversität in jeden Bereich unseres Arbeitens. Das zeigt sich nicht nur auf der Bühne: Um Menschen optimal zu unterstützen, teilen wir Ressourcen und nehmen Widerstände in Kauf. Als Kompliz*innen von Künstler*innen und marginalisierten Gruppen schöpfen wir vorhandene formale Spielräume aus, um Projekte auch über Grenzen hinaus möglich zu machen.

Die Geschichte Kampnagels als ehemalige Fabrik mit NS-Geschichte und ehemals besetztem Kulturort mit aktivistischer Geschichte ist für uns ein Antrieb zur aktiven Produktion von machtkritischer Erinnerungskultur: Wir arbeiten an intersektionalen Schutzräumen und Zugängen und stehen ein für die Belange der kommenden Generationen. Wir positionieren uns kompromisslos gegen Faschismus, Rassismus, Ableismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Klassismus, Islamophobie und Antisemitismus. Statt auf Polarisierung und Trivialisierung von komplexen Diskursen setzen wir auf den empathischen Dialog und schaffen Räume für diesen. Als verlernende Organisation hinterfragen wir immer wieder aufs Neue unser Verständnis von Anti-Diskriminierung und arbeiten nach innen und nach außen aktiv an der Dekolonisierung von Wissen, Ästhetik und Strukturen.

Die Widersprüche zwischen unseren Ansprüchen und der gesellschaftlichen Realität halten wir aus und bilden sie ab. Sie sind Teil eines Prozesses und unser tagtäglicher Antrieb