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Diskurs

Frederik Dehnerdt

Haltung zeigen statt Zurückhaltung üben – Neutralitätsgebot und Schule

Vergangene Termine

Mittwoch

17.04.19

20:00

PROGRAMMÄNDERUNG:

Saraya Gomis ist erkrankt und kann leider heute Abend nicht wie angekündigt über Diskriminierung im Schulsystem sprechen. Dafür wird Frederik Dehnerdt, der stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg, zu Gast sein und einen anderen Aspekt in der Institution Schule beleuchten: deren politische Neutralität und was das eigentlich heißt. Aktueller Aufhänger sind die bildungspolitischen Aktivitäten der Hamburger AfD-Fraktion, deren sogenanntes Melde-Portal »Neutrale Schule« sowie das aktuelle Geschehen an der Ida Ehre Schule, an der die Schulbehörde einen Verstoß gegen die Neutralitätspflicht festgestellt haben will.

Rassismus ist kein persönliches, individuelles Fehlverhalten, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis. Durch Reproduktion und Perpetuation von rassistischen Stereotypen wird »rassistisches Wissen« (Prof. Vassilis Tsianos) weiter verbreitet. Die Veranstaltungsreihe INSTITUTIONELLER RASSISMUS durchleuchtet unterschiedliche gesellschaftliche Akteure mit Blick auf ihre teilweise unbewusste Reproduktion solcher Mechanismen. Unter anderem werden in dieser Reihe beispielsweise Bereiche wie Schulen, Museen, Theater und Gefängnisse auf institutionellen Rassismus kritisch untersucht.

Als 2018 unter dem Hashtag #MeTwo eine Flut von alltäglichen Rassismuserfahrungen in der deutschen Gesellschaft sichtbar wurde, erinnerten sich viele Menschen in ihren Twitter-Posts an Erfahrungen aus der Schulzeit: Kinder mit Migrationshintergrund wurden trotz guter Leistungen für die Hauptschule empfohlen, mit dem Hinweis dort seien sie »unter Gleichgesinnten«, rassistische Beleidigungen und Vorurteile von Mitschüler*innen wurden von Lehrkräften nicht ernst genommen und die Hemmschwelle, über diese Erfahrungen zu sprechen, war groß. Gleichzeitig offenbarte eine Studie der Universität Mannheim, dass das Problem mitnichten der Vergangenheit angehört: Ein fiktives Kind mit dem Namen »Murat« erhielt bei exakt gleicher Diktatleistung flächendeckend eine schlechtere Note als »Max«. Zahlreiche andere Studien haben gezeigt, dass Lehrer*innen tendenziell niedrigere Erwartungen an Schüler*innen haben, die nicht als weiß gelesen werden oder aus Migrationsfamilien kommen. Schulbücher und Lehrpläne vermitteln ein eurozentristisches, einseitiges Bild, das weit entfernt von der gesellschaftlichen Realität ist und dringend reformiert werden muss. Saraya Gomis ist Lehrerin und Antidiskriminierungsbeauftragte in einem Pilotprojekt der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Sie arbeitet im täglichen Kontakt mit Betroffenen und entwickelt politische Forderungen und Visionen, um das System zu durchbrechen. In ihrem Vortrag analysiert sie, wie sich Diskriminierung an deutschen Schulen heute darstellt, und welche Weichen für eine grundlegende Veränderung gestellt werden müssen.

Alle Veranstaltungen Der Reihe Institutioneller Rassismus:

Teil 1: Polizei – mit AnwohnerInnen Initiative Balduintreppe / 22.01.2019 Teil 2: Schule – mit Saraya Gomis (Nachholtermin) / 25.10.2019 Teil 3: Theater mit Tsepo Bollwinkel / 04.06.2019 Teil 4: Justiz – mit Britta Eder / 14.11.2019 Teil 5: Wohnraum – mit Emsal Kilic/ 05.02.2020 Teil 6: Medizin – mit Dr. Amma Yeboah / 12.02.2021 Teil 7: Medien – mit Mohamed Amjahid

Weitere Vorträge Im Rahmen Der Selbstverpflichtung Der Vielen:

Vortrag & Diskussion: Carina Book: Der Kulturbegriff der Neuen Rechten / 20.02.2019 Vortrag: Frederik Dehnerdt: Haltung zeigen statt Zurückhaltung üben – Neutralitätsgebot und Schule / 17.04.2019

Unterstützer*in werden auf www.dievielen.de!


Selbstverpflichtungsveranstaltung im Rahmen des Bündnisses DIE VIELEN.