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Diskurs

Institutioneller Rassismus Teil 5: Wohnraum

mit Emsal Kilic

Vergangene Termine

Mittwoch

05.02.20

20:00

Rassismus ist kein persönliches, individuelles Fehlverhalten, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis. Durch Reproduktion und Perpetuation von rassistischen Stereotypen wird »rassistisches Wissen« (Prof. Vassilis Tsianos) weiter verbreitet. Die Veranstaltungsreihe INSTITUTIONELLER RASSISMUS durchleuchtet unterschiedliche gesellschaftliche Akteure mit Blick auf ihre teilweise unbewusste Reproduktion solcher Mechanismen. Unter anderem werden in dieser Reihe beispielsweise Bereiche wie Schulen, Museen, Theater und Gefängnisse auf institutionellen Rassismus kritisch untersucht.

Die Berliner Sozialwissenschaftlerin Emsal Kilic war mit ihrer vor gut zehn Jahren veröffentlichten bundesweit beachteten Studie »Diskriminierung von Migranten bei der Wohnungssuche« eine der ersten, die sich in Deutschland mit Rassismus auf dem Wohnungsmarkt auseinandersetzte. In einem Testing-Verfahren bewarb sie sich hundertfach mit identischem Lebenslauf bei Wohnungsgesellschaften: Für die eine Hälfte der Bewerbungen verwendete sie einen vermeintlich türkischen, für die andere einen vermeintlich deutschen Namen. Obwohl alle in der Studie angeschriebenen Vermieter*innen an das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gebunden waren, hätten es die fiktiven Personen mit deutschem Namen bei der Wohnungssuche deutlich leichter gehabt. Kein Zufall! Einige Wohnungsunternehmen rechtfertigen bisn heute die Bevorzugung »deutscher« Bewerber*innen mit dem Hinweis auf eine »ausgewogene soziale Mischung« und beziehen sich auf einen Ausnahmeparagrafen des AGG. 2017 klagte eine Person in Hamburg wegen Ungleichbehandlung und bekam recht: Die Ausnahmebehandlung ist nur zulässig, wenn dadurch strukturelle Benachteiligung diskriminierter Gruppen ausgeglichen wird, statt sie zu verstärken. Das war ein Urteil mit Signalwirkung gegen Rassismus bei der Wohnungsvergabe. Trotzdem funktionieren bestimmte Stadtteile weiterhin wie »Sperrgebiete« für Migrant*innen; Menschen mit Migrationshintergrund wohnen durchschnittlich in schlechter ausgestatteten Wohnungen geringerer Wohnfläche, mit höheren Mieten für gleiche Wohnqualität, und sind seltener Wohnungseigentümer*innen. Emsal Kilic skizziert im fünften Teil der Vortragsreihe die (institutionellen) Strukturen, die zu rassistischer Segregation in Städten und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt führen.

Alle Veranstaltungen Der Reihe Institutioneller Rassismus:

Teil 1: Polizei – mit AnwohnerInnen Initiative Balduintreppe / 22.01.2019 Teil 2: Schule – mit Saraya Gomis (Nachholtermin) / 25.10.2019 Teil 3: Theater mit Tsepo Bollwinkel / 04.06.2019 Teil 4: Justiz – mit Britta Eder / 14.11.2019 Teil 5: Wohnraum – mit Emsal Kilic/ 05.02.2020 Teil 6: Medizin – mit Dr. Amma Yeboah / 12.02.2021 Teil 7: Medien – mit Mohamed Amjahid

Weitere Vorträge Im Rahmen Der Selbstverpflichtung Der Vielen:

Vortrag & Diskussion: Carina Book: Der Kulturbegriff der Neuen Rechten / 20.02.2019 Vortrag: Frederik Dehnerdt: Haltung zeigen statt Zurückhaltung üben – Neutralitätsgebot und Schule / 17.04.2019

Unterstützer*in werden auf www.dievielen.de!

#decolonizespace #noracism #intersectionality #wohnraumfÜralle #dievielen

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Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Selbstverpflichtungsveranstaltung im Rahmen des Bündnisses DIE VIELEN.