Keynote: »Reproductive Justice« von Loretta J. Ross
Vergangene Termine
30.01.22
13:00
Reproductive Justice (deutsch: Reproduktive Gerechtigkeit) ist ein Konzept, das Anfang der 1990er in den USA von Schwarzen Feminist*innen entwickelt wurde, gut zehn Jahre nachdem 1983 fast 2000 Teilnehmende an der Black Women’s Health Issues Konferenz teilgenommen hatten. Es entstand eine breite und vielfältige Bewegung, in der verschiedene Organisationen auch anderer Communities of Color begannen, das Konzept zu nutzen. Reproduktive Gerechtigkeit erkennt an, dass Entscheidungen über Kinderkriegen und Elternschaft tief verwurzelt sind in gesellschaftlichen Machtverhältnissen. So beeinflussen Ideologien von Bevölkerungskontrolle, die Geschichte und Aktualität des Kolonialismus, Rassismus und Sexismus, wie selbstbestimmt sich Personen in diesen Fragen entscheiden können. Auch Faktoren wie Behinderung, Geschlechtsidentität, Aufenthaltsstatus oder sexuelle Orientierung sind innerhalb systematischer Unterdrückung entscheidend für die tatsächliche individuelle Selbstbestimmung. Prof. Loretta J. Ross ist eine der Mitbegründer*innen des Konzepts. Sie stellt in ihrer Keynote die Grundzüge seiner Geschichte vor und erläutert, wie Reproduktive Gerechtigkeit in Kontexten institutioneller Machtverhältnisse als Grundlage intersektionaler Allianzen dienen kann.
Loretta J. Ross ist Aktivistin, Intellektuelle und Professorin. Sie schloss sich 1978 der Frauenbewegung an, indem sie im ersten Vergewaltigungskrisenzentrum des Landes arbeitete, und ist eine der Mitbegründerinnen von SisterSong. Sie spricht, lehrt, berät und hält Vorträge zu vielfältigen Themen, darunter Reproduktive Gerechtigkeit, Appropriate Whiteness, Menschenrechte, Gewalt gegen Frauen und »Calling In the Calling Out Culture«. Derzeit lehrt sie als Professorin am Smith College zu Calling-Out-Culture und weißer Vorherrschaft. Ross ist Mitautorin von »Reproductive Justice: An Introduction« (2017), Ko-Herausgeberin von »Radical Reproductive Justice: Foundations, Theory, Practices, and Critique« (2017), Ko-Autorin von »Undivided Rights: Women of Color Organize for Reproductive Justice« (2004). Sie hat zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten.