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Ein schwarz-weiß Foto einer lächelnden Person mit wuscheligen Locken. Daneben das Buchcover der Lesung, mit dem Titel in großen Buchstaben und zerrissenen Papierstücken einer roten Zeichnung aufgedruckt.
© Heike Steinweg
Ein schwarz-weiß Foto einer lächelnden Person mit wuscheligen Locken. Daneben das Buchcover der Lesung, mit dem Titel in großen Buchstaben und zerrissenen Papierstücken einer roten Zeichnung aufgedruckt.
© Heike Steinweg

Diasporic Echoes im Avant-Garten

Lesung: Sasha Marianna Salzmann "Im Menschen Muss Alles Herrlich Sein" / Konzert: Maryna "Newma" Zarubina & Friends

Vergangene Termine

Archiv

Samstag

13.08.22

18:30

Ab 18:30 (Lesung auf Deutsch) »Sasha Marianna Salzmann brilliert mit einem fulminanten Roman« (NZZ). »Im Menschen muss alles herrlich sein« ist ein Familienroman, der sich auf die Verlusterfahrungen starker Frauenfiguren stützt. Darin ringen die vier Protagonistinnen mit ihrer Geschichte auf der Suche nach Gemeinsamkeit, Liebe und Identität. Lena ist vor 50 Jahren in einer ukrainischen Industriestadt geboren, die heute von russischen Separatisten besetzt ist. Aufgewachsen ist sie in der Sowjetunion, bevor sie mit einem jüdischen Ehemann nach Deutschland ausgewandert, und nach Jena gezogen ist und dort keine Heimat fand. Edi ist ihre Tochter, lebt in Berlin und trägt die sowjetische Herkunft ihre Mutter auf ihren Schultern. Der Roman beginnt ohne dass er etwas über die handelnden Figuren, die Ich-Erzählerin, Zeit oder genauen Ort des Geschehens preisgibt. Die einzig erkennbaren Koordinaten sind Plattenbau-Tristesse, Verletzungen, Fremdheit und ein belastetes Mutter-Tochterverhältnis. Von dort aus verbindet Salzmann Migrationsbiografien mit der schroffen Identitätssuche nachfolgender Generationen und zeichnet dabei auch ein ernüchterndes Portrait der späten Sowjetzeit und eines Deutschlands, das Flüchtende nicht mit offenen Armen empfängt. Dabei legt sie die emotionalen Beziehungen ihrer Figuren als Spiegelbilder der desolaten gesellschaftlichen Verhältnisse an. Was die beiden Generationen verbindet, ist der Verlust: den beschreibt Salzmann bildstark, voller Empathie und mit großer Intensität.

Sasha Marianna Salzmann ist Theaterautor*in, Essayist*in und Dramaturg*in. Für ihre Theaterstücke, die international aufgeführt werden, hat sie verschiedene Preise erhalten, zuletzt den Kunstpreis Berlin 2020. Ihr Debütroman »Außer sich« wurde 2017 mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er wurde in sechzehn Sprachen übersetzt. »Im Menschen muss alles herrlich sein« gewann den Preis der Deutschen Literaturhäuser 2022 und war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Ab 20:30 Maryna Zarubina ist Mitglied der ukrainischen Indie Rock Band NEWMA und floh vor dem Krieg in der Ukraine nach Hamburg. An diesem Abend präsentiert die Sängerin gemeinsam mit anderen aus der Ukraine geflüchteten Musiker*innen junge ukrainische Singer-Songwriter-Musik.


Eine dreiwöchige Veranstaltungsreihe vereint mit Lesungen und Konzerten diasporische Stimmen auf der Waldbühne unter Birkenbäumen.

Selten hat es in Europa eine so große Welle der Solidarität und Offenheit gegenüber Schutzsuchenden gegeben, wie sie aktuell im Kontext des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu spüren ist. Weil wir diese Energie lieben und sie uns für alle wünschen, die ihre Heimat verlassen müssen, präsentiert das Sommerfestival in Kooperation mit der ZEIT Stiftung und dem NDR jeden Donnerstag bis Samstag Autor*innen und Musiker*innen, die von Umbruchzeiten und Vertreibung, von der Suche nach Zugehörigkeit, und von globalen politischen und familiären Verflechtungen erzählen. Jeder Veranstaltungsaben beginnt mit einer Lesung inklusive Autor*innengespräch mit NDR Moderator*innen und geht mit akustischen Konzerten im kleinen Rahmen weiter, die von Anas Aboura und Alexei Volinchik programmiert wurden.

»Schöner kann man vom Schmerz um Verlorenes nicht erzählen.«

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Deutschlandfunk Kultur

Lesung: Sasha Marianna Salzmann

Gespräch: Sasha Marianna Salzmann, Julia Westlake (NDR Kultur, Moderation)

GEFÖRDERT von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

IN KOOPERATION mit NDR Kultur