Xenia Dürr
Audismuskritischer Workshop für Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen
Vergangene Termine
14.06.24
13:00
Eine Theateraufführung für Taube Menschen zugänglich zu machen, bedeutet: Dolmetscher*innen auf die Bühne platzieren und Inklusion *check*? Nein! Wer Zugang schaffen will, braucht ein Verständnis davon, auf welche Barrieren Taube Menschen stoßen und wie diese Barrieren geschichtlich und strukturell einzuordnen sind. Dieser Workshop soll dafür eine Grundlage bieten.
Wie auch andere marginalisierte Communities ist die Taube Community in der Kunst- und Kulturszene stark unterrepräsentiert. Diese erfährt Ausschlüsse, sowohl wenn sie im Publikum sind, als auch wenn sie selbst als Kulturschaffende tätig sind.
Die diesen Ausschlüssen zugrundeliegende Haltung der lautsprachorientierten hörenden Mehrheitsgesellschaft heißt Audismus. Daraus entstehen Formen systematischer Diskriminierung gegenüber Tauben Menschen. Audismus prägt Taube Menschen über Generationen hinweg negativ. Sie müssen sich täglich mit den komplexen Strukturen der hörenden Welt auseinandersetzen, haben aber wenig Möglichkeiten, diese Strukturen aktiv zu verändern und zu durchbrechen.
Workshop-Inhalt:
Ziel dieses Workshops ist, Kunstschaffenden und allen Interessierten eine Auseinandersetzung mit Audismus zu ermöglichen.
In einem ersten Teil wird es einen eher theoretischen Input geben: Was ist Audismus genau? Welche Kämpfe führen Taube Menschen und Communities?
Im anschließenden zweiten Teil werden die Teilnehmenden u.a. in Gruppenarbeiten eingeladen, ihre Machtposition als hörende Personen machtkritisch zu reflektieren.
Außerdem wird im praktischen Teil auf spezifische strukturelle Barrieren im kulturellen Bereich eingegangen. Wir diskutieren bestimmte Konzepte von Zugänglichkeit für Taube Künstler*innen und Taubes Publikum. Nach dem Workshop sollen hörende Teilnehmende ein Bewusstsein dafür haben, wie wichtig es ist, Taube Menschen von Anfang an in Produktionen einzubinden. Und ein erstes Handwerkszeug für eine künftige Zusammenarbeit. So arbeiten wir gemeinsam an einer audismus-sensibleren Zukunft!
Praktische Infos:
Die Teilnehmer*innen-Anzahl ist auf 12 begrenzt, also bitte melde dich nur an, wenn du auch sicher teilnehmen wirst.
Wir halten 4 weitere Plätze zurück (max. 16 Personen) um marginalisierten Menschen (behinderte, BIPoC, queere Personen usw.) bevorzugt die Teilnahme ermöglichen zu können. Das heißt: Sollten alle Plätze über das Ticketing bereits belegt sein, melde dich gern per Email bei barrierefreiheit@kampnagel.de und nenne uns in 3-5 Sätzen deine Motivation zur Teilnahme.
- Mit mindestens 3 kurzen Pausen (5-10 Minuten) und einer langen Pause (20 Minuten) außerdem je nach Bedarfen.
- Der Workshopraum ist leider nicht barrierefrei zugänglich.
- Es gibt keine Möglichkeit der digitalen Teilnahme.
- Der Workshop wird von den DGS-Dolmetscher*innen Marie-Wilhelmine Schaper und Noa Winand begleitet und von der Deutschen Gebärdensprache in gesprochenes Deutsch übersetzt.
- Im Raum wird es Sitzsäcke und Stühle geben.
- Bitte bringt euch selbst etwas zum Schreiben, eine Trinkflasche, Snacks, und was ihr sonst noch benötigt mit.
- Wenn ihr noch etwas braucht, um gut am Workshop teilnehmen zu können, könnt ihr uns auch gern vorab kontaktieren (barrierefreiheit@kampnagel.de)!
Workshopleitung:
Xenia Dürr (she/they) ist Taub, queer und weiß. They ist Fotograf*in und Aktivist*in und war einige Jahre in einem Verein für Taube Studierende aktiv und als Gebärdensprachpädagog*in in Wien tätig. Aktuell macht they den Master »Kunst im Kontext« an der Universität der Künste Berlin. Their fotografische Arbeiten drehen sich um gesellschaftskritische Themen wie Audismus und den damit verwandten Phonozentrismus. Mit der Fotografie möchte Xenia Aufklärungsarbeit leisten und (v.a. hörende) Menschen dazu bringen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und sie zu hinterfragen. Zudem gibt Xenia regelmäßig audismuskritische Workshops – hauptsächlich im kulturellen Bereich, um hörende Institutionen für einen bewussten Umgang in der Zusammenarbeit mit Tauben Künstler*innen zu sensibilisieren.
Rykena/Jüngst beschäftigen sich als künstlerisches Duo mit queerfeministischen, intersektionalen und Ableismus-kritischen Körperdiskursen und der Transformation normativer Kategorisierung von Körpern. Hierfür greifen sie auf klassische sowie popkulturelle Stoffe zurück und kreieren daraus hybride Formen und groteske Verkörperungen mit dem Ziel, stereotype und heteronormative (Geschlechter-) Zuschreibungen aufzulösen. Seit Ende 2020 beschäftigen sie sich zudem intensiv mit Teilhabe, Access und ableistischen Strukturen in Tanz und Theater und integrieren als Audiobeschreiber*innen Access-Mittel wie Audiodeskription, Gebärdensprache oder Leichte Sprache künstlerisch in ihre Stücke. Der Workshop findet im Rahmen des Austausch- und Vermittlungsformats LISTENING als Teil der dreijährigen Konzeption FUTURE BODIES (2022-24) statt.