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© Danile Kalinke
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Musik

Kick-Ass-Queereeoké

Die heilige Zwiespalt Trilogie Teil #2: Die 7 Epic Fails

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Samstag

29.02.20

22:30

Geiz ist geil – so viel gab es schon im ersten Teil der HEILIGEN ZWIESPALT TRILOGIE zu erfahren. Hat aber voll den schlechten Ruf. Ehrgeiz hingegen gilt allgemein als der Schlüssel zum Erfolg schlechthin. Selbstoptimierung durch Tugend ist daher ein wichtiges Unternehmen. Renate Stahl möchte zum Beispiel am liebsten reich sein, aber so ganz ohne Großzügigkeit wird das nix. Dancing Svensation wäre gern forever young, aber auch das gestaltet sich nicht ohne die nötige Mäßigung. Die eher partygeile Bianca Schrittständer muss sich auch so langsam aus gesundheitlichen Gründen in Enthaltsamkeit üben und Missy Lopes hat längst ihre Zornesfalte mit Geduld wegentspannt, ganz ohne Botox. Da hat selbst Sebastian von Sebastian ganz viel Wohlwollen und Danny Banany steckt ohnehin bis über beide Ohren in Arbeit – ohne Fleiß kein Preis! Wäre da nur nicht immer diese innere Stimme, die zur Sabotage aufruft. So ganz durchziehen kann man das ja doch nicht. Das Schöne am Scheitern ist ja, dass es Spaß macht, den anderen dabei zuzugucken. Wie gut, dass man bei Kick-Ass-Queereeoké auch noch darüber singen kann! Scheitern macht auch sympathisch und ist so sexy! – Definitiv eine der besten Flirtstrategien! Dabei kann man ja trotzdem unschuldig gucken, engelhaft durch den Raum schweben und himmlische Dinge tun wie tanzen und laut mitsingen. Der Dresscode ist herausfordernd, aber lustig und lautet: »Ich hab’s versucht, ok?«

Statement Des QueereeokÉ-teams

Liebe Queereeoké-Fans, liebe Freund*innen, liebe Leser*innen, liebe Menschen, die wir zuletzt mit unserem Verhalten enttäuscht und verletzt haben,

im letzten Jahr in der Juni-Ausgabe unserer Show »This Is Not Queereeoké« stieß Danny, der mit seinem Outfit die Figur Bob Ross verkörperte, auf Kritik. Bob Ross war ein weißer US-amerikanischer Fernsehmaler, dessen Markenzeichen eine kastanienrote, klein gelockte Dauerwellenfrisur war. Danny trug eine entsprechende Perücke, die von mehreren Personen kritisiert wurde: Bob Ross selbst wird vorgeworfen, mit seinem Signature-Look eine kulturelle Aneignung des Afros betrieben zu haben – also diese Frisur als Marketing-Instrument benutzt zu haben, während Schwarze Menschen für sie Diskriminierung erfahren. Als wir von einer*m Schwarzen Besucher*in darauf angesprochen wurden, haben wir im ersten Moment nicht adäquat darauf reagiert. Erst später am Abend fand der Missmut einiger Zuschauer*innen auf der Bühne öffentlich Ausdruck und Danny nahm daraufhin die Perücke ab und entschuldigte sich beim Publikum. Die*der Besucher*in und andere Personen, die wir dadurch verletzt haben, hatten zu dem Zeitpunkt die Veranstaltung bereits verlassen und die Entschuldigung nicht mitbekommen. Leider haben wir die Situation falsch eingeschätzt und angenommen, die Entschuldigung auf der Bühne sei ausreichend gewesen.

Vor ein paar Tagen bekam das Team des Black History Month Hamburg den Hinweis, dass zu diesen Vorfall ein öffentliches Statement gefehlt hat und auch bereits zuvor rassistische Vorkommnisse unkommentiert geblieben waren. Der Black History Month hat in seinem Programm auch einige Veranstaltungen der Queer B-Cademy mitangekündigt und es gibt personelle Überschneidungen des Queereeoké -Teams und des Queer B-Cademy-Teams. Kritisiert wurde konkret die Perückenwahl und das Tragen von Butt-Pads bei vergangenen Queereeoké Veranstaltungen. Wir wurden außerdem darauf hingewiesen, dass in der Vergangenheit mehrfach weiße Gäste der Veranstaltung auf der Bühne das englische N-Wort mitgesungen haben.

Wir entschuldigen uns bei allen, die durch die geschilderten Vorfälle bei Kick-Ass-Queereeoké rassistisch, wie auch in anderer Form, diskriminiert und verletzt wurden.

Karaoke und Kostümierung sind Praktiken, die mit Identität spielen, die empowern können, die aber auch laufende und sensible Reflexionen darüber voraussetzen, wo kulturelle Aneignung anfängt und der Spaß aufhört. Die Vision unserer Show war schon immer, einen Ort zu schaffen, wo queere Menschen sich wohl fühlen, sich nicht verstellen müssen und wo die Verletzungen, die uns täglich wiederfahren im Rausch der Musik, durch das Fühlen der eigenen Stimme und Präsenz auf der Bühne ein Stück weit heilen zu können. Es zeigt uns, wenn uns solche Fehler unterlaufen, dass wir dann unserer eigenen Vision nicht mehr gerecht werden. Unsere Ausgrenzungserfahrungen sind es schließlich, die uns queere Menschen oft zusammenbringen. Unsere Aufgabe ist es, auch die Erfahrungen anzuerkennen, die wir nicht sofort nachvollziehen können. Wir sind dankbar für Eure konstruktive Kritik und Hilfe, die manchmal komplexen Zusammenhänge von Rassismus zu verstehen und eine Sensibilität dafür zu entwickeln, ihn rechtzeitig zu erkennen und ihm vorzubeugen. Wir wollen uns aber vor allem von unserer Seite aus mit diesen Zusammenhängen näher beschäftigen. Unsere Gruppe wird ab jetzt intensiv und sorgfältiger nachdenken und diskutieren, an welchen Stellen Fehler passieren können, weiteres Feedback einholen, unsere eigenen Sichtweisen, unser Format und die Teamstruktur kritisch hinterfragen und an Critical Whiteness – Seminaren teilnehmen. Wir achten bereits darauf, dass rassistische Wörter nicht mitgesungen werden und weisen unsere Besucher*innen darauf hin.

Da es zwischen den Projekten Kick-Ass Queereeoké und der Queer B-Cademy personelle Überschneidungen gibt, kommen diese Prozesse auch der Queer B-Cademy zugute, in der die diversere personelle Zusammensetzung andere Arbeitsdynamiken mit sich bringt und damit bereits eine Lernerfahrung ist.

Danke an alle, die uns darin unterstützen und uns ihr Vertrauen schenken. Wir hoffen, dass wir es gemeinsam schaffen können, einem möglichst diskriminierungsfreien Feiern den Weg zu ebnen.

Euer Kick-Ass Queereeoké-Team Euer Queer B-Cademy-Team

ERGÄNZUNG 10.2.2020, 8:10

Wir wurden darauf hingewiesen, dass in dem Text nicht deutlich wird, dass das Statement nur durch wiederholte Schwarze Intervention zustande kam. Das wollten wir nicht unsichtbar machen und entschuldigen uns dafür.

Außerdem wurde angemerkt, dass nicht nur Gäste, sondern auch Dancing Sven als Teil der Queereeoké-Gruppe vor einigen Jahren das N-Wort bei einem Song auf der Bühne mitgesungen hat. Das ist richtig und tut Sven und uns anderen leid.


Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.