Lasst uns reden #2 – Über Gegenwartstrauer
Mit Luna Ali, Esther Dischereit, Jonathan Garfinkel & Arkadi Zaides
Vergangene Termine
05.10.24
18:00
Der zweite Teil der Gesprächsreihe fragt nach den Bedingungen kollektiver Trauer im Zeitalter vielfältiger Krisen. Auf dem Podium kommen drei Künstler*innen ins Gespräch, die mit ihrer Arbeit zur Aufarbeitung von gegenwärtigen Traumata, Schmerz und Terror beitragen. Bis die Deutung von jüngeren Anschlägen, Krisen und Kriegen gesellschaftlich und politisch abgeschlossen ist, füllen neben Aktivist*innen oft auch Künstler*innen die Leerstelle des Erinnerns. Das Podium fragt: Welche künstlerischen Mittel sind hilfreich und adäquat, um emotionale gesellschaftliche Erschütterungen der Gegenwart zu verarbeiten? Anhand einzelner Arbeiten und Perspektiven sollen beispielhafte Formen des künstlerischen Umgangs aufgezeigt und Debatten angestoßen werden. Der Anspruch dieser Veranstaltung kann nicht sein, alle relevanten Krisen der Gegenwart in ihrer Tiefe abzudecken – dafür bitten wir um Verständnis.
Luna Ali studierte Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis in Hildesheim, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut und Anthropologie an der Universität Leipzig. In diesem Jahr erschien ihr Debütroman »Da waren Tage« bei S. Fischer. Sie beschäftigt sich mit Fragen zur Bedeutung politischen Handelns und kollektiven Begehrens in unserer Gegenwart.
Esther Dischereit lebt in Berlin, schreibt Prosa, Gedichte, Essays und Radioarbeiten. Sie ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen der zweiten Generation nach dem Holocaust. Sie ist eine produktive und in der Tat radikale Autorin, die sowohl literarische als auch dokumentarische Genres bedient. Ihr Werk ist eine viszerale Pathographie der Kontinuitäten, Krisen und Traumata der Nachkriegszeit. Sie hat Belletristik, Lyrik, Journalismus und Essays veröffentlicht und schreibt regelmäßig für das Radio, die Bühne und andere künstlerische Medien. Von 2012 bis 2017 war sie Professorin für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie war Fellow am Moses Mendelssohn Zentrumfür Europäische und Jüdische Studien in Potsdam und hat 2019 den DAAD-Lehrstuhl für zeitgenössische Poetik an der New York University inne. Sie wurde 2009 mit dem renommierten österreichischen Erich-Fried-Preis ausgezeichnet und erhielt 2024 den Alfred-Gruber-Preis für ihr jüngstes lyrisches Werk - neben vielen weiteren Auszeichnungen und Ehrungen. Aktuelle Veröffentlichungen: Ein Haufen Dollarscheine (Prosa) A Bunch of Dollarnotes (2024), Hab keine Angst! Erzähl alles. Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden (Hrsg., 2020). Sometimes a Single Leaf (2020), Flowers for Otello On the Crimes that Came out of Jena (2022) - beide übersetzt von Iain Galbraith. Wer war Fritz Kittel, Ausstellung 2023: Berlin / Frankfurt am Main / Chemnitz / Nürnberg / Darmstadt.
Jonathan Garfinkel ist ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Autor, dessen Werke in ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Zu seinen Theaterstücken gehören »Cockroach« (nach dem Roman von Rawi Hage) und »House of Many Tongues«, das für den Governor General's LiteraryAward for Drama nominiert wurde. Das umstrittene Stück »The Trials of John Demjanjuk: A Holocaust Cabaret« wurde in ganz Kanada, Russland, der Ukraine und Deutschland aufgeführt. Er ist Autor der Gedichtbände »Glass Psalms«, »Bociany« und des in Kürze erscheinenden »Do You Love Your Life?«. Sein Roman über das postsowjetische Georgien, »In a Land without Dogs the Cats Learnto Bark« (Rowohlt Berlin: »Platz der Freiheit«), wurde 2023 veröffentlicht, und seine Memoiren, »Ambivalence: Crossing the Israel/Palestine Divide« wurde in zahlreichen Sprachen veröffentlicht und von der Kritik hoch gelobt (Mandelbaum: ‚Gelobtes Haus‘). Jonathans lange Sachbücher erschienen in The Walrus, Hazlitt, Tablet, Globe and Mail und PEN International sowie in Cabin Fever: An Anthology of the Best New Canadian Non-Fiction«. Garfinkel, der vom Toronto Star als »einer, den man im Auge behalten sollte« bezeichnet wurde, promoviert derzeit im Bereich Medical and HealthHumanities an der University of Alberta, wo er an seinen Memoiren über chronische Krankheiten arbeitet. Er lebt in Berlin.
Arkadi Zaides (geb. 1979, Gomel, Belarus, ehemalige UdSSR) arbeitet als Choreograf, Performer und Forscher. Er erwarb einen Master-Abschluss an der AHK-Akademie für Theater und Tanz in Amsterdam (NL) und arbeitet derzeit an einem gemeinsamen praxisbasierten PhD-Abschluss an der Universität Antwerpen und der Universität Gent. Er ist Mitglied der CORPoREAL-Forschungsgruppe am Königlichen Konservatorium Antwerpen und Mitglied des S:PAM (Studies in Performing Arts & Media) an der Universität Gent (BE). Seine künstlerischen und aktivistischen Projekte wurden an zahlreichen Orten in Europa, Asien und Amerika präsentiert. Er hat zahlreiche Preise erhalten, darunter einen Preis für sein Engagement in Menschenrechtsfragen, der Zaides vom Emile-Zola-Lehrstuhl für interdisziplinären Menschenrechtsdialog (IL) verliehen wurde.