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Musik

MISO ENSEMBLE

Hamburger Klangwerktage: festivalKONZERTE, Salt Itinerary (60')

Vergangene Termine

Mittwoch

26.11.08

20:00

Salt Itinerary | Weg des Salzes | Itinéraire du Se

MISO ENSEMBLE electroacoustic & multimedia operaFilm directed by Perseus MandilloMiguel Azguime: writer, composer, performerPaula Azguime: staging, video, live-electronicsAndre Bartetzki: video programmingPerseu Mandillo: video directingDie Multimedia-Oper «Weg des Salzes» - eine Reflexion über Schöpfung und Wahnsinn - kreist um die Sprache, den Wort-Sinn und den Wort-Klang. Audio, Video und elektronische Verarbeitung in Echtzeit, verbunden mit der räumlichen Projektion der Stimme, der Poesie, der Geste, der Musik und der Leitlinie entwickeln eine Polyphonie der Intentionen, einen Kontrapunkt der Bedeutungen, ein Übermaß an Emotionen.Ein Performer/Autor schneidet auf der Bühne neue elektronische Musikstücke zu; der Klang, das Licht, die Bilder und die Bewegung sind wie gezeichnet, gemalt, modelliert und fordern auf mächtige, intensive und ergreifende Weise die Konventionen und Grenzen zwischen Musik, Theater und Oper heraus.«Weg des Salzes» ist die Konkretisierung einer Arbeit über das Schreiben:über das Musikschreiben, das Poesieschreiben, den Akt des Schreibens des Musikers/Schauspielers und des eigenen Bildes, wo die Stimme die Verlängerung des eigenen Körpers und des Denkens des Dichters ist. Es ist also die Symbiose zwischen der Essenz des Wortes und der Evolution des Seins, vorgestellt in Form einer neuen Dramaturgie, bezeichnet als Elektroakustische Oper.Der erste Teil behandelt die Frage nach der Abwesenheit des Autors, im Sinne von Entfaltung und Entfernung seiner kreativen Persönlichkeit, und setzt die eigene Szene in Szene.Der zweite Teil wird bestimmt von der Suche nach dem Akt des Schreibens, interpretiert als instrumentaler Akt, und demzufolge musikalischer Akt. Dem Akt des Schreibens liegt der Klang des Wortes zugrunde. Das dem Leben untergeordnete Wort. Das vom Wort befreite Wort.Der dritte Teil verleiht dem Wort Gestalt. Die Partitur des Gedichts komponiert die Zeit. Wer erinnert sich an die Zeit? Aber es ist die Zeit, die sich an uns erinnert! Die Schöpfung nimmt den Schöpfer in Besitz und erneut taucht die Frage des Wahnsinns auf... seiner Grenzen, der von übermäßiger Geistesklarheit, von übermäßigem Sehen verursachten Blindheit. Es ist das Weiß, das blind macht, das verbrennt, das Weiß des Salzes. Im Licht sieht es niemand!Zusammen, in einer Person vereint, führt uns der Komponist und der Dichter auf der Bühne durch seine innere Welt, seinen persönlichen Weg, den er Salz nennt – dasselbe Salz, das seine Resistenz darstellt, seinen Willen, seine Essenz und seine Multiplizität. Das Salz (essentielle Substanz), das uns auch als Manifestierung des Wissens und des Geschmacks einfällt; der Weg, der sicherlich derjenige des Schöpfers ist, aber der auch gleichzeitig ein Bild ist, im Spiegel so vieler Reisen, Wege, Veränderungen, Inspirationen, Fragen...Azgiume ist Autor des Textes und der Musik, dazu Schauspieler in der Live-Performance auf der Bühne, und so ist er in der Lage, die Ideen von Autorschaft von Musik und Libretto in dieser Oper virtuos zu hinterfragen.Es ist eine digitale Oper. Sowohl die visuellen als auch die klanglichen Effekte werden durch komplexe digitale Abläufe hervorgerufen. Es ist kontinierlich, denn alles, was Azguime auf der Bühne tut, wird auf der Meta-Ebene wirkungsvoll und zeigt die angespannte Existenz des Autors, die im Kontext hochentwickelter Technologie in Frage gestellt wird. Seit Glass/Wilsons «Einstein on the Beach» (1976) hat die Institution Oper eine neue Ära in ihrer (Post)Historie erreicht, verschiedene Künstler zeigen ihr Bewusstsein gegenüber dem Medienzeitalter und die Notwendigkeit, es zu kommentieren. Allerdings gibt es nur sehr wenige digitale Opern, die «Weg des Salzes« ähneln.Neben vereinzelten Werken wie der Schizo-Oper «One» von dem holländischen Komponisten Michel van der Aa und der Post-Rock-Performance «Speech» von Blixa Bargeld umreißt Azguimes Werk einen speziellen Platz in der Post-Historie dieses Genres. Die Position, die es einnimmt, stellt Fragen an Performance Art, Oper und Monodrama in Kombination mit hoher Technologie.Azguime hinterfragt den Status und die Wirkung der Institution des Komponisten im Medien-Zeitalter vielleicht noch intensiver als den Status der heutigen Oper per se. Er kann gleichzeitig auf verschiedenen Feldern eingreifen und reagiert so auf die Bedürfnisse des heutigen Zeitalters komplexer technologischer Ansprüche. Azguime übersetzt den kompositorischen Prozess von der Klangebene in ein Multi-Media-Event. «Weg des Salzes» kann als Meta-Komposition angesehen werden, als Komposition der Komposition, Oper über Oper. Azguimes kompositorische Strategie beginnt mit der Komposition des literarischen Textes. Dann wird der literarische Text zum gesprochenen Text, später rekomponiert durch Azguimes eigene elektronische Interventionen. Darüber hinaus wird die Klang-Matrix mit dem Live-Bild und den projizierten Video-Interventionen zusammengebracht.Jelena Novak (Übersetzung: Susanne Fladt-Bruno)