Ansicht 7568
© Die Stadt ohne Juden / Filmstill
Ansicht 7568
© Die Stadt ohne Juden / Filmstill
Musik

Phace Ensemble / Nacho de Paz / Olga Neuwirth

»Die Stadt ohne Juden«

Tickets:

35 / 29 / 15 Euro

Vergangene Termine

Mittwoch

28.11.18

20:00

Film: »Die Stadt ohne Juden« (Regie: H.K. Breslauer, AUT 1924) Olga Neuwirth: Musik zum Film: »Die Stadt ohne Juden«

»Rausch« ist das Motto von »Greatest Hits«, dem diesjährigen Festival für zeitgenössische Musik in der Elbphilharmonie und auf Kampnagel. Dass sich rauschhafte Ekstase auch in Form einer Massenbewegung manifestieren kann, zeigt der Eröffnungsabend mit der sensationellen Wiederentdeckung von Hans Karl Breslauers Stummfilm »Die Stadt ohne Juden« aus dem Jahr 1924. Er spielt im fiktiven Staat Utopia, in dem die Juden für die wirtschaftliche Misere verantwortlich gemacht werden. Breslauers Film war weltweit der erste, der den damals grassierenden Antisemitismus explizit aufgriff und in eine satirische Dystopie übersetzte.

Der alltägliche Antisemitismus verfestigt sich politisch, die jüdische Bevölkerung wird ausgewiesen. Menschen, die am Bahnhof Abschied nehmen, orthodoxe Juden, die von bewaffneten Polizisten aus der Stadt geleitet werden – mit solchen Szenen macht der Film die Brutalität der Vertreibung deutlich.

Mit der Romanvorlage hatte der Schriftsteller Hugo Bettauer einen Bestseller gelandet. Er war nicht nur einer der erfolgreichsten, sondern auch einer der umstrittensten Autoren seiner Zeit; in der politisch aufgeheizten Stimmung avancierte er zur Reizfigur für christlich-soziale, deutschnationale und nationalsozialistische Kreise – was ihn letztlich das Leben kostete. 1925 wurde er von einem jungen NSDAP-Mitglied erschossen.

Jahrzehntelang lag der Film nur als Fragment vor – bis auf einem Pariser Flohmarkt eine vollständige Kopie auftauchte. Für die nun restaurierte Gesamtfassung hat die Komponistin Olga Neuwirth eine Filmmusik für Ensemble und elektronische Zuspielung geschaffen.


Eine gemeinsame Produktion von Wiener Konzerthaus, Elbphilharmonie Hamburg, Ensemble intercontemporain, Barbican Centre, Sinfonieorchester Basel und ZDF/ARTE in Kooperation mit Wien Modern und Filmarchiv Austria