Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll

Theater für alle – und keinen

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Freitag

14.10.22

18:00

Nikolaus Müller-Schöll beschäftigt sich in seiner Festrede THEATER FÜR ALLE – UND KEINEN mit Kampnagels Rolle in der deutschen und internationalen Theaterszene. Seinen Vortrag kündigt er folgendermaßen an: „Wie kein anderes Theater in Hamburg hat es Kampnagel vermocht, über 40 Jahre hinweg der Ort für die performenden Künste zu bleiben, an dem das zukünftige Theater erfunden wurde. Das von Peter Brook heiliggesprochene Ausweichquartier des Schauspielhauses musste einst von Hannah Hurtzig und Mücke Quinckhardt hartnäckig gegen die Abrissbirne verteidigt werden. Später wurde die Kulturfabrik zu einem der wenigen Orte, an denen man schon jenes Theater sehen konnte, das Ende der 1990er-Jahre auf Begriffe wie „postdramatisch“ oder „performativ“ gebracht wurde. Seit der Jahrtausendwende hat sich Kampnagel zu einem in seiner Art einzigartigen, internationalen Produktionszentrum entwickelt, in dem das Lokale mit dem Globalen auf überzeugende Weise verbunden wird.

Und heute? In meinem Festvortrag möchte ich die These erläutern, dass Kampnagel in seiner jetzigen Form mit gutem Grund zum Staatstheater erklärt worden ist: Hier findet, mit dem legendären Vordenker der sozialdemokratischen Kulturpolitik Hilmar Hoffmann gesprochen, Kultur für alle ihren Ort. Doch zugleich bleibt Kampnagel auch der Ort für eine radikale, an keinen Markt und keine Kompromisse verratene Arbeit an der Kunst. Als Theater für alle und keinen ist es eine der wenigen überzeugenden Antworten darauf, wohin sich die deutsche Theaterlandschaft - das potentielle „Weltkulturerbe“, das in einer tiefen Krise steckt - produktiv weiterentwickeln könnte.“