Catching up: Strategien im Klimadiskurs
Nicht nur die Klimakrise spitzt sich zu, gleichzeitig wird auch der Diskursraum heißer. Es geht um nicht weniger als um die Deutungshoheit darüber, was die Klimakrise ist, wen sie wie betrifft, wer sie sich zunutze macht und wie sich die Auswege gestalten lassen. Was ist »klimagerecht«? Während des dreitägigen Themenschwerpunkts HOW LOW CAN WE GO? wird begleitend zum künstlerischen Programm fundiert und leidenschaftlich debattiert – diesmal mit Fokus auf strategische Interventionen im Bereich des Rechts und des Klimaaktivismus. Am Freitag tauschen sich internationale Expert*innen über rechtlich sinnvolle Wege aus, um Naturschutz effektiv durchzusetzen – etwa die Erklärung von Wäldern, Flüssen und Bergen zu Rechtspersönlichkeiten. Am Samstag werden klimaaktivistische Strategien gemeinsam mit internationalen und lokalen Expert*innen intergenerational reflektiert. Zusätzlich wird es ein Workshop-Programm geben. Statement zur Absage von Daniel Manwire HIER.
Vergangene Termine
Freitag
26.01.24
18:30
k2
90 Min.
»Otro Mundo Ya Existe«
Die Rechte der Natur zwischen den Disziplinen
Was wäre, wenn wir Flüsse, Berge oder Wälder als Akteur*innen begreifen, die vor Gericht eine Stimme haben? Wenn wir die Natur auch in unserer Kunst nicht bloß als Objekte begreifen und ihre Bedürfnisse stärker einbeziehen? Der Ansatz der Rechte der Natur könnte eine dringend notwendige Veränderung menschlichen Denkens bewirken und den Verlust unserer Biodiversität eindämmen. Moderiert von Forscher*in und Performance-Künstler*in Alex Viteri diskutieren internationale Expert*innen einer global entstehenden Bewegung aus künstlerischer, rechtlicher und aktivistischer Perspektive miteinander.
Alex Viteri (Moderation) ist Performer*in und Wissenschaftler*in, mit aktuellem Lebensmittelpunkt in Berlin. Zurzeit arbeitet Alex an der Schnittstelle von bildender Kunst und Performance, inspiriert von feministischem dekolonialem Aktivismus und Forschung. Ihr aktuelles Promotionsprojekt an der CUNY (City University ofNew York) konzentriert sich auf die »authentische Weise, wie Berge, Pflanzen und andere lebende Organismen an Sinngebung und Komposition von Tanz teilnehmen«.
Giulia Casalinis Arbeit erstreckt sich auf die Bereiche Kuration, Performance, Text und Forschung. Ihr (öko-)transfeministischer und queerer Aktivismus zielt auf den Aufbau und die Vernetzung von Communities auf der ganzen Welt durch Kunst und (Natur-)Kulturen. Giulia lebt in London und ist Mitbegründerin der gemeinnützigen Kunstorganisation Arts Feminism Queer (aka CUNTemporary, 2012-2020). Sie sitzt derzeit im Beirat der Galerie Mimosa House und ist eine Technē-finanzierte Doktorandin, die queer-feministische Performance-Kunst aus transnationalen und antikolonialen Perspektiven erforscht.
hn. lyonga ist Schwarze*r, queere*r, interdisziplinäre*r Schriftsteller*in, Dichter*in und derzeit Neighbour in Residence im Gropius Bau, und wohnhaft in Berlin. lyonga ist Mitglied des Kuratoriums von BARAZANI.berlin- Forum Kolonialismus und Widerstand und Mitglied des Field Narratives Collective, das an Ideen von ländlichen Biografien, transgenerationalem und kontinentübergreifendem Storytelling arbeitet.
"Ich habe an anderen Orten gelebt - und sie sind immer noch in meinem Körper, meinen Schriften und in meinem Leben in der Diaspora präsent. Ich bin nicht aus eigener Kraft hierher gekommen oder angekommen. Ich bin auf den Schultern anderer gekommen. Meine Arbeit konzentriert sich auf das Schreiben, das Erzählen von Geschichten, die Gemeinschaft, die Art und Weise, im Raum zu sein und zu existieren, sowie auf migrationsbezogene Untersuchungen, die für historisch kolonisierte und marginalisierte Gemeinschaften relevant sind.
Juneseo Hwang ist ein passionierter Forscher, der derzeit zu den Themen ökologische Friedensbildung, ökologische Gerechtigkeit, grüne Umweltkriminalität und Umweltrechte forscht. Seine geografischen Interessen liegen in der Europäischen Union, in Ostasien und in konfliktbetroffenen Gesellschaften (z. B. Nordirland, Zypern, Westbalkan, Philippinen usw.). Er hat sich außerdem für die ökologische Verantwortung globaler Militärs und den Schutz der biologischen Vielfalt eingesetzt.
Roda Verheyen arbeitet als internationale Umweltanwältin mit Sitz in Hamburg. Sie engagiert sich seit Jahrzehnten im Kampf für den Klimaschutz und vertritt Greenpeace in verschiedenen abgeschlossenen und laufenden Klimaprozessen. Einer ihrer größten Erfolge war die juristische Vertretung von neun jungen Menschen, die eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht eingereicht haben. Im April 2021 bestätigte das Gericht in einer historischen Entscheidung, dass die unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung die bürgerlichen Freiheiten der jungen Generation gefährdet.
Samstag
27.01.24
14:30
k2
3 Stunden inkl. Pausen
Re:Rooted Workshop
Nehmt mit der Künstlerin Niya B an einem transformativen Workshop teil, der von ihrer rituellen Performance Re:Rooted inspiriert ist. Niya hat sich in den letzten zehn Jahren mit Ökosensualität, Öko-Intimität und Öko-Gender auseinandergesetzt und sich dabei »Making Odd Kin« inspirieren lassen.
Auf Kampnagel bringt Niya ihre Praxis der Verbindung mit Pflanzen, Öko-Somatik und Hybridität ein. Die Teilnehmer*innen werden sich auf eine Reise begeben, auf der sie die transformative Kraft von Pflanzen und nicht-menschlichen Wesenheiten erkunden.
Durch Atem, Bewegung, Berührung, Imagination und die Heilkraft der Aloe Vera werden wir fühlen, hören und lernen. Dieser Workshop erkennt die Zwänge unserer täglichen Existenz an und ermutigt dazu, Widersprüche anzunehmen. Gemeinsam werden wir von einer Zukunft träumen, die in der artübergreifenden Pflege verwurzelt ist und einen Raum für Reflexion, Wachstum und die Verbindung mit dem Mehr-als-Menschlichen fördert.
Niya B (she/her) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die an den Schnittstellen von bildender Kunst und Performance zu Ökologie, (trans)geschlechtlichen Verkörperungen, Klasse, Mythologie und dem Wissen, das im Land und im darstellenden Körper steckt, arbeitet.
Zugänglichkeit
Dauer: 3 Stunden mit 2 geplanten Pausen
Der Workshop besteht aus Aufwärmübungen, improvisierter Bewegung, Atemübungen, geführter Meditation und Reflexionsübungen. Der Workshop ist so konzipiert, dass er alle Teilnehmer*innen mit einbezieht und sich an ihr Wohlbefinden anpasst, so dass alle Fähigkeiten willkommen sind und keine Vorkenntnisse erforderlich sind.
Ton: Das Bewegungssegment kann laute Musik beinhalten.
Beleuchtung: Der Raum wird mit sanfter Beleuchtung ausgestattet sein.
Barrierefreier Zugang: Der Veranstaltungsort ist für Rollstuhlfahrer*innen zugänglich.
Pausen: Zusätzlich zu den geplanten Pausen könnt ihr euch gerne ausruhen, wenn ihr es braucht.
Bitte schickt uns eine E-Mail, wenn ihr spezielle Fragen zur Zugänglichkeit habt.
Samstag
27.01.24
16:00
90 Min.
BIPoC Climate Reflection Space Workshop
Klimagerechtigkeit fokussiert nicht nur den menschengemachten Klimawandel als solchen, sondern auch Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, nach unterschiedlichen Betroffenheiten und der Repräsentation innerhalb der Bewegung. Mit Blick auf Klima-Aktivismus und ökologisches Engagement fällt auf, wie stark diese Bereiche von weißen und mittelständischen Personen geprägt werden, nicht selten um sich darüber zu profilieren. Dabei sind insbesondere BiPoC, gerade in der Überschneidung mit Klassismus-Erfahrungen, starkvon den Folgen des Klimawandels betroffen, leben häufiger in schadstoff-belasteten Gebieten und müssen den Überkonsum des ‚globalen Nordens‘ ausbaden.
Der Workshop richtet sich an alle Menschen, die von Rassismus betroffen sind, unabhängig von weiteren Diskriminierungsformen.
Zamzam Ibrahim und Quang Paasch bieten einen Safer Space an, um über Bezüge zu Klimawandel und Klima-Aktivismus zu reflektieren, die eigene Perspektive und Handlungsräume zu erweitern.
Samstag
27.01.24
18:30
k2
90 Min.
Protestgespräch: Klima in Bewegung
Die Klimabewegung befindet sich in einem Strategie-Vakuum. Was hat sich bewährt und wo muss neu angesetzt werden, um in Prozesse der Umweltzerstörung wirkungsvoll zu intervenieren? Moderiert von der freien Journalistin Sara Schurmann debattieren Vertreter*innen klimaaktivistischer Gruppen miteinander.
Sara Schurmann (Moderation) ist freie Journalistin, Autorin und Journalismus-Trainerin. In der Vergangenheit war sie unter anderem als Redaktionsleiterin, Textchefin und Beraterin tätig für den Tagesspiegel, Gruner+Jahr, Vice, Zeit Online, funk und den SWR. Zuvor besuchte sie die Henri-Nannen-Schule für Journalismus in Hamburg, 2018 wählte sie das Medium Magazin unter die Top 30 bis 30. 2020 schrieb sie einen offenen Brief an die Branche, um eine Diskussion über die Klima-Berichterstattung anzustoßen; im Sommer 2021 gründetet sie das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland mit. 2022 erschien ihr erstes Buch „Klartext Klima“, im gleichen Jahr wählte die Jury des Medium Magazins sie zur Wissenschaftsjournalistin des Jahres.
Daniel Manwire ist Biologe und Sozialpädagoge. Seit 1994 ist er in der Anti-Atom-Bewegung organisiert und hat alle Castoren persönlich begleitet. Gegen den »Treibhauseffekt« kämpft er seit Mitte der 1980er Jahre, seit 2015 ist er mit dem Anti-Atom-Büro Hamburg an den Aktionen von Ende Gelände beteiligt, nicht zuletzt im Kampf um das Dorf Lützerath im Rheinischen Revier.
Statement zur Absage von Daniel Manwire HIER.
Quang Paasch ist Aktivist, Moderator, Speaker und Medienschaffender aus Berlin. Seine ersten öffentlichen Auftritte machte er als einer der Sprecher von Fridays for Future Deutschland. Quang leitet zur Zeit das junge Medienkollektiv @zank.info. Er arbeitet vor allem zu Themen rund um soziale Gerechtigkeit. Quang studiert Sonderpädagogik und Politikwissenschaften an der Freien Uni und Gender Studies an der Technischen Uni Berlin.
Lea-Maria ist 22 Jahre alt und kommt aus Lüneburg. Sie ist Sozialarbeiterin und arbeitet in einer Flüchtlingsunterkunft und seit 2022 ist sie bei der Letzten Generation aktiv.