Erklärung zur Keynote im Rahmen von HOW LOW CAN WE GO?
Hamburg, 24.01.2024
Am Donnerstag, den 25.01.2024 eröffnet unser dreitägiges internationales Festival zu Klimagerechtigkeit unter dem Titel HOW LOW CAN WE GO? – mit Theater, Performances, einer Installation und einem diskursiven Programm.
Die eingeladene Keynote von Zamzam Ibrahim zur Eröffnung des Festivals hat im Vorfeld der Veranstaltung eine heftige öffentliche Debatte nach sich gezogen. Ausgelöst durch einen offenen Brief des Hamburger Antisemitismus-Beauftragten, wurden zahlreiche Stimmen laut, die der Eröffnungsspeakerin Antisemitismus vorwerfen; die Kritik stützt sich dabei insbesondere auf einzelne Statements der eingeladenen Person bezogen auf den Israel-Palästina-Konflikt.
In der Tat sind von der Speakerin Äußerungen bekannt geworden, die auch wir so nicht teilen können. Unsere Versicherung dafür Sorge zu tragen, dass es im Rahmen des Klimaschwerpunktes zu keiner antisemitischen Äußerung kommen wird, konnte die Sorge Einzelner nicht ausräumen. Das nehmen wir sehr ernst.
Die Kritik, die in den vergangenen zwei Tagen medial stark verbreitet wurde, hat vehemente Aufrufe zum Verhindern der Keynote nach sich gezogen.
Oberste Priorität aller Veranstaltungen hat für uns immer die Sicherheit aller Anwesenden – der unterschiedlichen Publika, der Speaker*innen und Künstler*innen hier im Haus, der Produktionsbeteiligten sowie der Mitarbeitenden, die mitunter diverse eigene Betroffenheits- und Marginalisierungsperspektiven haben. Der Schutz vor Antisemitismus, Rassismus und weiteren Diskriminierungsformen, auch die Rücksichtnahme auf Traumata, sind für uns neben der Gewährleistung physischer Unversehrtheit essentiell für die Schaffung eines sicheren Umfeldes. Eine gründliche Abwägung hat ergeben, dass wir diesen diversen Sicherheitsansprüchen, trotz eines ausgearbeiteten Schutz- und Awarenesskonzeptes, unter den aktuellen Umständen für die geplante Veranstaltung nicht mehr gerecht werden können.
Zugleich betrachten wir mit Sorge, dass die Berichterstattung über die eingeladene Keynote-Speakerin teilweise rassistische und islamfeindliche Narrative aufruft.
Die Speakerin wurde eingeladen, um über intersektionale Aspekte von Klimagerechtigkeit zu referieren. Internationale und oftmals marginalisierte Perspektiven auf dieses Thema sind essentieller Bestandteil unseres Diskusprogramms. Ibrahims Perspektive bleibt für den Diskursschwerpunkt des Festivals ein wichtiger Bestandteil.
Unter Abwägung der Situation, der Kritik von Außen, der in den letzten Tagen sehr vielschichtig und auch vielstimmig und kontrovers geführten Debatten hier im Haus über das Offenhalten von Diskursräumen, haben wir uns dazu entschieden, an der Einladung festzuhalten. Die Keynote von HOW LOW CAN WE GO verlegen wir jedoch ins Netz. Sie wird auf unserer Website abrufbar sein. Die k2 als ursprünglicher Veranstaltungsort bleibt geschlossen.
Wir sind uns über die komplexen und widersprüchlichen Realitäten und der sich daraus ergebenden Haltungen von Menschen unterschiedlicher religiöser und kultureller Hintergünde, Herkünfte und sozialer Lebensrealitäten bewusst. Als internationales Produktionshaus und stadt-gesellschaftlicher Ort sehen wir unseren Auftrag darin, diese perspektivische Vielstimmigkeit aus lokaler, globaler und progressiver Perspektive zu vermitteln und Räume für Debatten auch zwischen mitunter konträren Positionen offen zu halten.