Festival

Fokus Tanz #8

Schon vor Jahrzehnten, als Pionier*innen des sogenannten zeitgenössischen Tanzes die Regelhaftigkeit, Reinheit der Form und starre Hierarchie des klassischen Balletts radikal angriffen, ging es um Emanzipation. Mittlerweile muss eingesehen werden, dass sich Machtdynamiken wie Stehaufmännchen in ehemals emanzipatorischen Bewegungen reproduzieren – und so ist auch das Label »zeitgenössisch« ein Marker für den weißen Blick geworden, den es in den Institutionen und Praktiken des Tanzes zu dekonstruieren gilt. Sorry, Ludwig; sorry, Bill; sorry, Pina; it is time. Die Zeit des Loslösens ist gekommen. Der diesjährige FOKUS TANZ lernt von der kollaborativen Praxis der Afro-, House und HipHop-Stile und bietet eine Plattform für Austausch, Diskursvertiefung und die choreografischen Arbeiten vieler lokaler wie internationaler Künstler*innen. In dem von Gifty Lartey und Jaclyn Hernandez kuratierten fünftägigen Programm EDUCATE TO RECREATE sind alle Greenhorns und Profis zur »Black Experience« eingeladen. Der FOKUS TANZ #8 lässt Genres aufeinanderprallen und sich gegenseitig bereichern, aufheben, entmachten, zum Beispiel in der neuen choreografischen Arbeit von Franck Edmond Yao sowie dem zweiten FUSION DANCE BATTLE. Johanna Faye und Saïdo Lehlouh, zwei der kreativen Köpfe des kollektiven Leitungsteams am CND in Rennes – ehemals unter der Leitung von Boris Charmatz – bringen die Techniken und Improvisationen verschiedenster Stile der rebellischen Untergrundszene auf die große Bühne. Im hypnotischen Tanz-Trip beschwören Ellen Furey und Malik Nashad Sharpe eine Zukunft ohne Zwänge. Und der wohl bekannteste Krump-Choreograf Grichka Caruge lässt sein Ensemble gegen die in den Körper eingeschriebene Diskriminierung tanzen. Zum Abschluss feiern wir ganz im Sinne der House-Clubculture-Philosophie eine große Party als metaphorische Togetherness aller Tanzstile.

Programm


Funded as part of the Alliance of International Production Houses by the Federal Government Commissioner for Culture and the Media.