Ein weißer Mann mit Glatze, dunklem Schnauzbart und Augenbrauen, schaut lächelnd in die Kamera. Er trägt ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt und eine schwere silberne Kette. Seine Arme sind tattoowiert, hinter ihm hängen gerahmte Zeichnungen.
© Meg Lightheart
Ein weißer Mann mit Glatze, dunklem Schnauzbart und Augenbrauen, schaut lächelnd in die Kamera. Er trägt ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt und eine schwere silberne Kette. Seine Arme sind tattoowiert, hinter ihm hängen gerahmte Zeichnungen.
Dialog

[K]onversations mit Zed Lightheart (von DDCP)

Was ist »Pre-Show Access«?

Zed Lightheart ist der

Barrierefreiheits-Koordinator für die Gruppe Dan Daw Creative Projects (DDCP), die das Programm der Fokus Tanz-Jubiläumsausgabe SORRY NOT SORRY mitgestalten. Zu Zeds Aufgaben gehört es, sich mit Bedarfen für Barrierefreiheit zu beschäftigen, nicht nur für die Künstler*innen seines Teams, sondern auch für die Zuschauer*innen. Er und DDCP haben den sogenannten »Pre-Show Access« entwickelt, um die Erfahrung von Zuschauer*innen zu verbessern, die Barrierefreiheitsbedarfe haben oder die gern mehr Zeit oder Informationen über die Show hätten, bevor diese beginnt. Bei SORRY NOT SORRY wird es bei fast jeder Show einen Pre-Show Access geben. Aus diesem Anlass laden wir Zed ein, das Konzept entlang von vier Fragen vorzustellen.

Was bedeutet das Konzept Pre-Show Access und woher kommt es?

Als behindert-geführte Performance-Gruppe setzen wir uns dafür ein, dass bei allem, was wir tun, Fürsorge, Konsent/Zustimmung und Zugänglichkeit berücksichtigt werden. Die Idee des Pre-Show Access entstand vor allem durch meine eigene Behinderung, ich habe Autismus. Ich muss z. B. vorher wissen, wo ich sitzen werde – wenn eine Vorstellung mit freier Platzwahl stattfindet, ohne, dass ich vorher erfahren kann, wo mein Platz ist, werde ich wahrscheinlich nicht hingehen. Ich bin auch licht- und geräuschempfindlich, so dass es für mich sehr hilfreich ist, wenn ich weiß, wie stark die Geräusche und die Beleuchtung in einer Vorstellung sind, wann sie auftreten und wie lange sie dauern. Ausgehend von meinen eigenen Zugangsbedürfnissen wurde das Konzept des Pre-Show Access erweitert, um so viele Zugangsbedarfe zu berücksichtigen, wie wir uns vorstellen konnten, darunter auch nicht-standardmäßige Zugangsbedürfnisse, wie soziale Ängste oder Phobien.

Was passiert während des Pre-Show Access?

Den Pre-Show Access gibt es eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Dabei handelt es sich um eine informelle Veranstaltung mit Informationen über die Veranstaltung (Beteiligte, Musik, Bühnenbild, Bühne und Requisiten), Fotos der Kostüme und Schlüsselmomente der Show. Wir legen ein Trigger-Liste aus, auf der Inhalte stehen, die für einige Menschen konfrontierend sein könnten, und laden jede*n ein, diese mit dem DDCP-Team zu besprechen. Bei Bedarf bringen wir die Gäste auch in den Theaterraum. So haben sie Zeit, sich an den Raum zu gewöhnen und die Bühne, das Bühnenbild und die Requisiten vorab kennenzulernen. Wir können die Licht- und Tontechnik in ihrer ganzen Intensität demonstrieren und zeigen, wo die Untertitel für die Vorstellung angezeigt werden. Wenn es freie Platzwahl gibt, lassen wir die Besucher*innen wählen, wo sie sitzen möchten, und sie können den Raum frühzeitig betreten, bevor der Rest des Publikums eintritt.

Wer organisiert und moderiert den Pre-Show Access?

Den Pre-Show Acces organisiere ich selbst. Ich arbeite mit dem Personal des jeweiligen Theaters zusammen, um den Ort für den Pre-Show Access auszuwählen – normalerweise in der Nähe des Eingangs zur Veranstaltung – und um unsere Informationen auszuhängen. Wenn die Show in einem Land stattfindet, in dem nicht Englisch gesprochen wird, arbeite ich normalerweise mit einem*einer Muttersprachler*in zusammen, der*die übersetzen kann. Ich verlasse mich darauf, dass das Theaterpersonal einen früheren Einlass ermöglichen kann.

Für wen ist Pre-Show Access gedacht?

Jede Person, die zusätzliche Informationen oder Unterstützung braucht, um die Show genießen zu können, ist die richtige Person für Pre-Show Access. Das Schlüsselwort ist »brauchen«: Pre-Show Access ist nicht als VIP-Erlebnis »hinter den Kulissen« gedacht. Es ist ein Instrument zur Unterstützung und Betreuung von Menschen, die Barrierefreiheitsbedarfe haben. Dazu gehören unter anderem Zuschauer, die sehbehindert, neurodivergent, taub oder schwerhörig und/oder körperlich behindert sind. Auch Personen, die ängstlich sind, Bedenken bezüglich des Inhalts der Vorstellung haben, einen bestimmten Sitzplatz benötigen oder einfach mehr Zeit brauchen, um sich an den Theaterraum zu gewöhnen.