In einem verlassenen, herunter gekommenen Haus schauen vier Schaufensterpuppen aus Kaputten Fenstern. Die Puppen tragen altmodische Gasmasken, um sie herum liegt Geröll und Müll.
© Armin Smailović
In einem verlassenen, herunter gekommenen Haus schauen vier Schaufensterpuppen aus Kaputten Fenstern. Die Puppen tragen altmodische Gasmasken, um sie herum liegt Geröll und Müll.
© Armin Smailović

Branko Šimić

Traum(a): Synchronisierung der Kriege

Tickets:

15 Euro (erm. 9 Euro, [k]-Karte 7,50 Euro)

Vergangene Termine

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Mittwoch

17.04.24

19:30

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Donnerstag

18.04.24

19:30

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Freitag

19.04.24

19:30

Das Stück TRAUM(A): SYNCHRONISIERUNG DER KRIEGE untersucht den Moment, in dem globale politische Konflikte in ihrer ganzen Brutalität auf ein Individuum treffen. Diese pure mechanische Gewalt teilt die menschliche Existenz auf Davor und Danach, bis das »Danach« endlos wird. Das Erlebnis von Gewalt ist irrational und öffnet sowohl bei dem Täter als auch dem Opfer eine neue Dimension des Bewusstseins, sickert ins Unterbewusste, dorthin woher auch die Träume kommen. Die Arbeit basiert auf wahren Geschichten und beschäftigt sich nur mit Fakten, so gründlich und tief bis sie fiktiv werden. Der Fotograf Armin Smailović hat an der ukrainischen Front Fotomaterial gesammelt. Er ist den Menschen und Phänomenen in unmittelbarer Nähe der Frontlinien begegnet. Daraus ist seine Fotoreportage »Es geht darum, jeden Tag zu überleben« entstanden. Der bosnische Regisseur Alen Šimić behandelt sein eigenes Kriegstrauma mit Filmen und autofiktiven Texten. Sein Kurzfilm »B4« ist ein schockierendes Zeugnis vom Verlust seiner Eltern und der eigenen Verwundung. Die Fotoreportage und der Film sind das dokumentarische, biografische Material und der Ausgangspunkt für eine intensive Auseinandersetzung mit Kriegsrealitäten und Traumata. Der Regisseur Branko Šimić entwickelt mit dem Schauspieler Drazen Pavlović Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Medien und Geschichten und konstruiert daraus eine mediale Theaterkomposition, die sich die Fragen stellt: Ist Krieg nur als Traum darstellbar? Ist die Flucht in die Fantasie die einzige Möglichkeit? Wie kann die Macht der Poesie das Unfassbare erträglich machen und dem Unerträglichen eine Form geben?


Unser Tipp: Srebrenica – »I counted my remaining life in seconds…«

Ein Projekt von Branko Šimić und Armin Smailovic im Thalia Theater Hamburg.

Bosnien und Herzegowina 1995: Innerhalb von 5 Tagen werden in Srebrenica 8000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet, obwohl die Stadt zu dieser Zeit UN-­Schutzzone ist. Genau 20 Jahre später begeben sich Fotograf Armin Smailovic und Regisseur Branko Šimić, beide aus Bosnien und Herzegowina, mit ihrem dokumentarischen Theaterprojekt auf Spurensuche und entwerfen eine minimalistische Theaterkompo­sition im Spannungsfeld Opfer – Täter – Zuschauer.

»Srebrenica – ‚I counted my remaining life in seconds…‘« basiert auf den Biografien von drei Männern: Ein Überlebender des Völkermords, heute einer der Hauptzeugen vor dem Den Haager Tribunal, ein holländischer UN-­Soldat, der 1995 in der Stadt stationiert war, und ein Soldat der bosnisch­-serbischen Kommandoeinheit, der heute mit komplett neuer Identität lebt. Der Fotograf Armin Smailovic hat die Biografien der Zeugen in tau­senden von Fotografien nacherzählt, die die ästhetische Basis des Projekts bilden. Smailovic führte persönliche Interviews; Protokolle der Aussagen in Den Haag komplettieren die Materialsammlung. Gemein­sam mit Regisseur Branko Šimić entsteht ein Projekt zwischen Be­richterstattung, persönlichem Schicksal und politischer Metaebene, das die Dimension des größten Kriegsverbrechens in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg auf die Bühne bringt und seine fatalen Folgen für die politische Welt(un)ordnung der letzten 20 Jahre beleuchtet.

Regie: Branko Šimić: Ausstattung: Ute Radler, Dramaturgie: Susanne Meister, Bilddokumentation: Armin Smailovic, mit: Vernesa Berbo, Jens Harzer, mit Musik von: Damir Avdić und Vernesa Berbo.


Regie Branko Šimić Text/Co-Regie Alen Šimić Text/Bildregie Armin Smailović Darsteller Drazen Pavlović, Alen Šimić Dramaturgie Nikola Djurić Übersetzung/Regieassistenz Kristina Nadj Kostüme Ines Barić Musik Mirza Rahmanović-Indigo