Daniel Dominguez Teruel
Mehr als nur ein Lied
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08.05.24
18:00
Welche Lieder gibt es zu singen, in einer Zeit von beschleunigter Spaltung, in einer Zeit von rechter Politik, in einer Zeit von Krieg? Der Hamburger Komponist Daniel Dominguez Teruel stellt der deutschen Nationalhymne u.a. »Das Moorsoldatenlied« gegenüber. 1933 haben es Häftlinge des KZ-Börgermoor als Protestlied gegen die Bestialität des NS-Regimes geschrieben und gesungen. Am Jungfernstieg wird nun ein dafür zusammengestellter Chor »Das Moorsoldatenlied« als akustisches Denkmal erklingen lassen. Ein weiterer Chor wird auf der Alster treibend eine postnationale Variante des Deutschlandliedes singen. Am Jungfernstieg wurde 1841 das Deutschlandlied zum ersten Mal öffentlich gesungen; 1922 wurde es zur ersten deutschen Nationalhymne erhoben und erklang im dritten Reich unter anderem bei der Zerschlagung der Arbeiterbewegung, der Errichtung des KZ-Dachau, sowie während der Novemberprogrome 1938. Die Melodie der deutschen Nationalhymne ist untrennbar mit der NS-Gewalt verbunden. Assoziationen, die durch Melodien hervorgerufen werden, können eine extreme Kraft entwickeln. Mit jedem Erklingen der Hymne schwingt die Geschichte als auditives Trauma mit. Daniel Dominguez Teruel präsentierte zuletzt die beiden Arbeiten LOVESONG und VOICES auf Kampnagel, zwei so unterschiedliche wie bemerkenswerte musikalische Auseinandersetzungen mit dem ambivalenten Verhältnis zur deutschen Nationalhymne.