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Panel: »Rassismus in der Medizin«

Tickets:

Eintritt frei (Mit kostenloser Anmeldung über den Webshop für den Besuch der Veranstaltung vor Ort)

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Freitag

28.01.22

18:00

Transcript des Panels zum Nachlesen

Nicht nur in der Krisensituation der globalen Pandemie wurde deutlich, dass rassistische Diskriminierungserfahrungen ein entscheidender Faktor dafür sind, wie ernst Menschen als Patient*innen und in ihren Beschreibungen von Beschwerden genommen werden, welche Priorität ihrem Leben global in der medizinischen Versorgung zukommt, wie stark psychische Leiden durch Rassismuserfahrungen in der Gesundheitsversorgung ausgeblendet werden. Immer wieder werden Menschen, die von einer konstruierten weißen Norm abweichen, falsch behandelt, oder ihre Symptome werden nicht erkannt. Illegalisierte Personen haben kaum Zugang zu ihrem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit. Die Medizin ist ein System, das aus kolonialen Kontexten entstanden, zahlreiche ihrer Erkenntnisse durch menschenverachtende Forschung an BiPoC gewonnen ist. Auch in staatlichen Kontexten werden bis heute immer wieder Menschen, die sich eigentlich in medizinischen - also heilenden – Kontexten befanden, aufgrund struktureller Rassismen wie Kriminelle behandelt. Die Kategorie Geschlecht ist in medizinischen Kontexten nicht losgelöst von Race zu denken, da beide ineinandergreifen. Immer mehr Ärzt*innen, Patient*innen und Interessensgruppen, wie Black in Medicine oder das Bundesfachnetz Gesundheit und Rassismus, versuchen den Fokus auf das Thema zu lenken und strukturelle Veränderungen in der diskriminierungssensiblen Forschung, Ausbildung und Versorgung zu erreichen. Zum diskursiven Auftakt des Schwerpunktes diskutieren behandelnde und behandelte Personen, Expert*innen und Aktivist*innen die Kontexte von Rassismus in der Medizin.

In deutscher Lautsprache mit deutscher Schriftdolmetschung sowie englischer Audio-Dolmetschung. Parallel im Zoom Webinar.


Kadijata Bailor Bah studiert Medizin an der Uni Duisburg-Essen und arbeitet momentan an einer Doktorarbeit in der experimentellen Tumortherapie. Sie ist zusammen mit Mariela Georg (Initiatorin), Sumona Dhakal, Diminga Lorenzen und Sina Holzmair Mitbegründerin des im Oktober 2020 entstandenen Bundesfachnetz Gesundheit und Rassismus. Des Weiteren leistet sie politische und anti-rassistische Arbeit in Schwarzen afrodiasporischen Selbstorganisationen und Bündnissen. Nebenbei ist sie Mitglied bei »Mit Sicherheit verliebt« - einem Sexualaufklärungsprojekt von Medizinstudierenden für Schüler*innen.

Shreyasi Bhattacharya ist Medizinstudentin of Colour und setzt sich für Antirassismus in der medizinischen Ausbildung ein. Als Aktivistin, Referentin und Vorsitzende mehrerer Studierendengruppen hat sie zahlreiche Projekte ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, durch Bildung und Netzwerke Diversitätssensibilität in den universitären Strukturen zu erreichen. Letztes Jahr hat sie einen TEDx Talk zum Thema Rassismus in der Medizin gehalten.

Janice Owen-Aghedo studiert derzeit den Master International Management an der Hochschule Bochum. Sie arbeitet professionell im Bereich Inclusion & Diversity und setzt sich für Wertschätzung und Vielfalt im beruflichen sowie gesellschaftlichen Kontext ein. Als von Rassismus und mehreren chronischen Krankheiten betroffene Person ist ihr dieses Thema auch privat sowie aktivistisch eine Herzensangelegenheit. In den Sozialen Medien zielt sie unter dem Handle @endomindset durch Sichtbarmachung, Ent-Tabuisierung und Vernetzung zum Thema Endometriose aus Patient*innen-Perspektive auf eine Veränderung in der medizinischen Versorgung und wehrt sich gegen das Nicht-Ernstgenommen-Werden in medizinischen Kontexten als Schwarze Frau.

N'joula Baryoh (von Black in Medicine) ist eine Schwarze Gynäkologin/Geburtshelferin, Gründerin von Cucuteni, Mutter und Poetress/Texterin aus Köln. Sie »brennt« für das Thema Dekolonialisierung der Medizin im Allgemeinen und insbesondere für die Ermächtigung von BIWoC* in diesem Kontext. Ihre Mission ist es, zum Einen die Sichtbarkeit von BIWoC* im Bereich Frauen*gesundheit-und wellness zu verändern. Desweiteren ist sie Mitglied von Black in Medicine, einer Gruppe von in Deutschland praktizierenden, Schwarzen Medizinstudierenden und Ärzt*innen, die es sich zum Ziel gemacht hat, Schwarze Perspektiven in der Medizin sichtbar zu machen und zu fördern. Es ist ein Raum des Empowerments für Schwarze Praktizierende, in dem der Austausch untereinander nicht ausschließlich, aber vor allem in Bezug auf Diskriminierung im Gesundheitswesen gefördert wird. Weiter macht die Organisation darauf aufmekrsam, dass nach wie vor Biase, Sterotypisierung und Diskriminierung gegenüber Schwarzen und of Color Menschen im Gesundheitssystem vorherrschen und leiten via Social Media aktiv Aufklärungs- und Bildungsarbeit für Veränderung und Inklusivität ein. Hierdurch sollen insbesondere der jüngeren Generation durch das »Highlighten« Schwarzer Professionals Vorbilder aufgezeigt werden. In Zusammenarbeit mit Hochschulgruppen und Akteur*innen in Forschung und Wissenschaft arbeiten sie daran, Curricula und Strukturen, in welchen weiterhin Stereotype über BIPoC Patient*innen vorherrschen und Rassismus als gesundheitliche Determinante nicht mitgedacht wird, zu verändern.

Ansiré Sissoko (Moderation) ist eine afro-deutsche Schauspielerin aus Hamburg, die in Projekten aus Theater, Film und Performance auftritt. Sie studiert Medizin an der Universität Hamburg. Ihr politische Arbeit fokussiert sich darauf, strukturellen Rassismus in der Medizin sichtbar zu machen und Unterstützungs-Netzwerke für Personen of Color zu bilden.