Eine Grafik mit bunten Augen und einer pinken Zunge.
© Stef Mosebach
Eine Grafik mit bunten Augen und einer pinken Zunge.
Festival

Queer B-Cademy: World of Wisdom

Die Pandemie sorgt weiterhin für Polarisierung auf dem Planeten Erde. Die wöchentliche Corona-Leugner*innen-Pride zieht durch die Straßen, klagt Wissenschaften und Politik an und verkündet das Ende der Freiheit. Aus queerer Sicht klingt das seltsam vertraut – doch wer immer noch darauf hofft, dass sich aus der Querdenkerbewegung der lang ersehnten queere Turn ergibt, der wird wohl enttäuscht werden… Hier muss auch zukünftig die Queer-B-Cademy nachhelfen – jene staatlich nicht anerkannte Ausbildungsstätte, deren höchste Aufgabe es ist, die Perspektiven, das Wissen, die Überlebenskämpfe und Erfahrungen derjenigen lebendig zu halten, die marginalisiert wurden in der längsten Pandemie dieser Welt: dem Patriarchat.

Mit dem dritten Teil der Trilogy of Tomorrow: World of Wisdom kehrt die B-Cademy ein Wochenende lang zu ihrer ursprünglichen Inspirationsquelle zurück: José Esteban Muñoz’ Werk »Cruising Utopia« – und folgt der Idee, dass »Queerness ein Ideal ist, das aus der Vergangenheit destilliert wird, um eine Zukunft zu entwerfen.« In Kampnagels Westfoyer finden sich dazu in einem 3-tägigen Programm Künstler*innen zusammen, die Erinnerung, Gegenwart und Vision in ein Kaleidoskop queeren Wissens übersetzen.

Da wäre zunächst die einzigartige Performerin und Sängerin Sanni Est mit der Weltpremiere ihres Werks »Photophobia«, einer geführten Video- und VR-Ausstellung zu ihrem gleichnamigen zweiten Studiomusikalbum, das in Kürze veröffentlicht wird. Darin entwirft Sanni die Vision einer Welt ohne die koloniale und patriarchale Gewalt der Aufklärung als universelles Wissensmodell. Diese vielschichtige und sehr persönliche Komposition ist Trauerprozess, Befreiungsschlag aus sozialen Zwängen, Liebeserklärung an ihre Community und ganz viel inneres Wachstum zugleich. Die Schauspielerin und Autorin Naomi Bah reflektiert in ihrem Soloperformance-Stück »Being a Black Woman« die Pandemiezeit und erzählt, wie diese ihren Findungsprozess als Schwarze, afro-deutsche Frau beeinflusst hat. Die Dortmunder Tänzer*innen Room Shakers vermitteln ihr Wissen mit den Moves, die ihnen so eigen sind, wie die Luft zum Atmen. Ihre Show »Free Movement, No Chill« vereint die Sprachen des Vouging, Afro und Dancehall, und die Message wird deutlich: High Heels sind definitiv lebensgefährlich, but so is everything else!

Nicht minder visionär wird’s auch beim Konzert von Noah Slee. Sein Sound aus R&B, Soul und Indie-Electronica mit vielschichtigen Texten erzählt von der Findung einer eigenen Stimme in einer durchkommerzialisierten Welt, die dennoch durch Verbundenheit und Perspektivwechsel und zwischenmenschliche Inspiration geprägt ist. Und zum traditionellen sonntäglichen B-Runch bringt die BIPoC Film Society eine spannende Auswahl ihrer Kurzfilme mit und unterhält sich im Talk über die hoffnungsträchtigen Welten und den Wissenshorizont der neuen Generation von Filmschaffenden. Und wenn die Zeiten gnädig sind, wird wieder im dunklen Club zu geilster Musik getanzt. Wer weiß, was die Zukunft bringt!

Programm


Gefördert im Rahmen des Bündnisses Internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten für Kultur und Medien. Gefördert durch die Art Climate Transition und durch die Hamburgische Kulturstiftung.

Ein Projekt im Rahmen von ACT (Art, Climate, Transition) gefördert im Programm Creative Europe der Europäischen Union und im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.