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Digital

Season 1: TheHost.Is / Darsha Hewitt

How to Beam: Do-It-Yourself Teleportation for Hybrid Times

In the wake of the sweeping social shift towards telepresence and the concomitant acceptance of the fact that we socially operate in disembodied digital identities, the notion of a holistic physical presence in the same place at the same time has become largely obsolete. Whether we take shape as a fantasy avatar, a floating head, an emoji or a muted black rectangle in a grid: There is fundamentally a departure from the physical body as we beam through the unknown expanses of digital space.

When cyberpunk pioneer William Gibson claims that the future is already here - just not evenly distributed - the digitally mediatised state we increasingly find ourselves in can perhaps be understood as teleportation in its early stages. Far from the exaggerated promises of futuristic innovation, quantum travel is currently still in its awkward teenage phase. The identity versions we transfer from physical reality to digital life are still clumsy, awkward and often quite plain. Despite great strides in the fields of public health and inclusion - insofar as society has finally realised that access to care, education, work and culture is indeed possible without greater mobility - the global reach of big tech entangles the digital universe in which we travel in problems around power, control and questionable ethical practices.

Through a series of public dialogues and participatory events, HOW TO BEAM: Do-It-Yourself Teleportation for Hybrid Times invites audiences to experiment with different forms of expression that empower us to courageously transcend the boundaries of this uncanny digital terrain.

Season 1 Host: Darsha Hewitt

Darsha Hewitts (*1982, Kanada) künstlerische Praxis ist in den Bereichen Neue Medien und Sound angesiedelt und entwickelt sich größtenteils aus materialbasierten Experimenten mit veralteter Technologie. Hewitt schafft elektro-mechanische Installationen, selbstgebaute Elektronik, Video, Zeichnung und Fotografie. Ihre Praxis verfolgt einen abenteuerlichen, praktischen und medienarchäologischen Ansatz, bei dem verborgene Systeme in der Technologie als Mittel zum Aufspüren der in der westlichen Kultur eingebetteten Strukturen von Ökonomie, Macht und Kontrolle de-/re-mystifiziert werden. In ihrer dekonstruierten Form legt die von der Gesellschaft weggeworfene Alltagstechnologie auf verblüffende Art und Weise offen, wie Menschen miteinander umgehen und wie wir uns mit Ökologie auseinandersetzen.

Ihre Arbeiten werden international ausgestellt, zuletzt in der Hong Kong City Hall, Halle14 – Centre for Contemporary Art, MU Artspace, The Museum of Art and Design New York, Hartware MedienKunstverein, Gaitée Lyrique, Ottawa Art Gallery, Modern Art Oxford, The CTM Festival Berlin und WRO Media Art Biennale. In Deutschland erhielt sie ein internationales Produktionsstipendium des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst und war Stipendiatin des Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences an der Universität der Künste in Berlin. Neben ihrer künstlerischen Praxis lehrte sie als Gastprofessorin für Neue Medien im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel und für Neue Medien/Sound an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ihre Beiträge zur Do-it-yourself-Technologie-Community sind international anerkannt – ihre Workshops und Anleitungsvideos wurden von technischen Foren wie dem Chaos Computer Congress und dem Make: Magazine vorgestellt. Darsha Hewitt lebt und arbeitet in Berlin.

Künstlerin: Nadja Buttendorf

Nadja Buttendorf (*1984) stellt zeitgenössische Codes und Normen der Geschlechterkonstruktion ebenso in Frage wie die Mechanismen der Wertschöpfung, die den menschlichen Körper in unserer digitalen Gesellschaft betreffen. Ihre Arbeit verdeutlicht, dass selbst unser Verständnis von Technologie eng mit Systemen patriarchaler Machtverhältnisse verbunden ist. In Ablehnung dieser Vorstellungen sind ihre Arbeiten und Videoprojekte auf Interaktion angelegt und konstruieren neue und vielschichtigere Erzählungen, in denen Frauen als integraler Bestandteil der Technologiegeschichte wieder sichtbar werden. Zu diesem Zweck greift sie auf kommunikative Momente der Online-Beteiligung zurück, sowohl in ihren Online-Tutorials als auch bei der Herstellung performativer Schmuckobjekte. DIY als weit verbreitete Online-Ästhetik funktioniert als bewusst eingesetzte Strategie, die sowohl den Zugang ermöglicht als auch die neoliberale Arbeitsethik herausfordert. Nadja Buttendorfs Arbeiten und Workshops wurden im HKW Berlin, Hartware MedienKunstVerein Dortmund, Künstlerhaus Bremen, La Gaîté Lyrique Paris, MU Eindhoven, NRW-Forum Düsseldorf, Halle 14 - Zentrum für zeitgenössische Kunst Leipzig, D21 Leipzig, Musem der bildenden Künste Leipzig, neue Gesellschaft für bildende Kunst Berlin und der panke.gallery Berlin gezeigt. Sie hat Vorträge und Performances bei der Re:publica, CCC, Creamcake und der nGbK Berlin gehalten. Nadja Buttendorf ist gelernte Goldschmiedin und studierte Bildende Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale).

Projekt: Body Presents, Or Do You Mean Body Presence?

Pseudo-holografische Installation, Website, digitale Animationsbibliothek Body Presents ist eine online Bibliothek von Ganzkörper-Motion-Capture-Animationen von und mit Nadja Buttendorf, die alternative Designs für digitale Körper in virtuellen Welten anbietet. Die Animationen können kostenlos heruntergeladen werden und urheberrechtsfrei für die eigenen 3D-Projekte verwendet werden. Motion Capture ist ein Verfahren, bei dem Körperbewegungen digital und dreidimensional gespeichert werden. Die Bewegungen können in Echtzeit auf einen digitalen Avatar übertragen werden. In den meisten Fällen werden die Bewegungen von professionellen Tänzer:innen und Performer:innen aufgezeichnet, die sich besonders gut und ausdrucksstark bewegen können. Aber was passiert, wenn Körper sich nur minimal bewegen und auf der Couch rumliegen oder depressiv sind? In Nadjas' Arbeit geht es um die unterschiedliche Bewertung von Körperpositionen in einer ökonomisch orientierten Klassengesellschaft. Einerseits verbringen viele Menschen einen Großteil ihrer Arbeitszeit sitzend vor dem Computer, andererseits wird der herumliegende Körper weniger wertgeschätzt. Auch im Hinblick auf das Einkommen werden die Positionen unterschiedlich bewertet: während eine reiche Person als cool gelesen wird, wenn sie rumliegt, wird eine arme Person als faul bezeichnet.

Künstlerin: Dasha Ilina

Dasha Ilina (*1996) ist eine russische Medienkünstlerin, die in Paris lebt. Durch den Einsatz von Low-Tech und DIY-Ansätzen beleuchten ihre Arbeiten die undurchsichtige Beziehung zwischen unserem Wunsch, moderne Technologien in unser tägliches Leben zu integrieren, und den gängigen gesellschaftlichen Imperativen der Sorge für sich selbst und für andere. Ihre künstlerische Praxis bezieht die Öffentlichkeit mit ein, um Raum zu schaffen für die Entwicklung einer kritischen Auseinandersetzung mit unseren heutigen Beziehungen, dem Konzept des Privaten in der digitalen Ära und der reflexiven Suche nach Antworten durch Hinwendung zur Technologie. Ilina ist Begründerin des Center for Technological Pain (Zentrum für technologischen Schmerz), ein Projekt, das DIY-Lösungen für Gesundheitsprobleme anbietet, die durch digitale Technologien verursacht werden. Sie wurde dafür mit einem Honorary Mention bei der Ars Electronica geehrt. Neben diversen internationalen Vorträgen, Workshops und Performances wurden Ilinas Arbeiten bereits in Institutionen wie dem Centre Pompidou (FR), MU Artspace (NL), Gâité Lyrique (FR), Hartware Medienkunstverein Dortmund (DE) und NeMe (CY) ausgestellt. Sie ist zudem Co-Direktorin von NØ SCHOOL, einer Sommerakademie, die sich mit kritischer Forschung zu gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien befasst.

Projekt: Be? Here? Now?

In ihrem Projekt »Be? Here? Now?« untersucht Dasha Ilina das Wesen neuer Formen hybrider menschlicher Existenz im technologischen Zeitalter. Die zentrale Kluft im gegenwärtigen Diskurs zu diesem Thema spaltet sich tendenziell in zwei gegensätzliche Richtungen auf: den Wunsch nach einem totalen technologischen Entzug und die Bereitschaft, sich uneingeschränkt und naiv auf die Welt der Innovation einzulassen.

Durch eine Materialsammlung, die auf einer einzigen Webseite gebündelt wird, adressiert »Be? Here? Now?” die Entstehung der Achtsamkeitskultur und spezifisch die Betonung, die diese auf eine »Gegenwärtigkeit« des Bewusstseins legt. In diesem Zusammenhang geht es um die Frage, was es für zwischenmenschliche Beziehungen bedeutet, wenn physische Präsenz nicht mehr der ausschließliche Vermittler emotionaler Nähe ist. Da Achtsamkeit ein zentraler Aspekt des Projekts ist, werden diese Themen durch die Ästhetik der Achtsamkeit, insbesondere durch Techniken der Meditation und Entspannung, beleuchtet. Die Gestaltung der Webseite wird vom Kitschdesign der 1990er- und frühen 00er-Jahre inspiriert, das bis heute den Stil vieler Webseiten zur Achtsamkeit prägt.

Der Titel des Projekts »Be? Here? Now?« bezieht sich auf das gleichnamige grundlegende Buch über Achtsamkeit von Ram Dass, das als wegweisende »Bibel der Gegenkultur« gilt und Steve Jobs so begeisterte, dass es ihn dazu anregte, auf der Suche nach einem eigenen Guru nach Indien zu reisen.

Künstler: Olsen

Olsens Arbeiten sind Untersuchungen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Einen besonderen Fokus legt er dabei auf die Technologien des Alltags, mit denen man ständig konfrontiert wird und die unser menschliches Dasein, unsere Vorlieben und Verhaltensmuster bestimmen. Beispiele sind das Öffnen des Kofferraums per Knopfdruck, der automatische Raumbedufter oder auch der Rasenmäherroboter. Bei all diesen Beispielen handelt es sich um Automaten – Maschinen bzw. Computer – die mit Hilfe von Programmierungen bestimmte Tätigkeiten für den Menschen erledigen. So kann Technologie als die Anstrengung verstanden werden, dem Menschen Anstrengung zu ersparen. Olsen (*1975) hat nach einer Schreinerausbildung ein Studium der Medialen Künste an der HdK Zürich und Bellas Artes an der Universidad Barcelona absolviert, sowie 2018 ein PhD in Media Arts and Technology an der Queen Mary, University of London fertiggestellt. Olsen hat international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen ausgestellt und hat Workshops sowie Lehrveranstaltungen in verschiedenen Kontexten gehalten. Seine Arbeit ist in der Daimler Art Collection zu sehen. Derzeit lebt und arbeitet er in St. Georgen im Schwarzwald.

Projekt: Per Teleport zur Immortalität – Technologien um der Endgültigkeit des Todes entgegenzuwirken

Mit seinem Projekt wird Olsen einen besonderen Fokus auf ein Mensch-Maschine-Verhältnis legen, das mit der künstlichen Intelligenz (KI) einhergeht. Dies baut auf Technikprophetie, Datenreligion oder Informationsmonismus auf und ist mit einem Streben nach Kontrolle und einer vollständigen Verfügungsgewalt über den Menschen und letzten Endes dem Tod verbunden. Die Protagonisten der computertechnischen Immortalisierung richten alles auf das technische Paradis der Zukunft. In der Gegenwart haben sie zumindest ein Standbein in der IT-Branche und Bereichen, die der KI zugeordnet werden.

Wer kennt es nicht, vor Abflug in der Duty Free Zone noch schnell die letzten nötigen Besorgungen machen oder sich einfach nur der Angebotspalette flanierend hingeben. In diesem Fall befinden wir uns jedoch auf dem Weg zum »Teleport« zur Unsterblichkeit. Das hier angebotene soll uns einen Vorgeschmack auf das technische Paradies der Zukunft geben, dass sich dahinter verbirgt: »Mind Uploads«, »Cryonics«, »Whole Brain Emulation« sowie der Aufstieg ins algorithmische Schlaraffenland sind Teil der Angebotspalette. Fasziniert von Fragen ‚Wie sich menschliches Erleben in Speichermedien abbilden und für immer aufbewahren lässt?‘ oder ‚Wie lebt es sich in der Unsterblichkeit?‘ ist das Ziel von Olsens Arbeit, einen Vorgeschmack davon zu geben was danach kommt. So sind z. B. Gerüche eines der Dinge, die derzeit schwer in digitalen Medien abzubilden, zu speichern oder beim »upload« zu bewahren sind. Olsen plant die Unsterblichkeitsfantasien der Protagonisten weiter zu recherchieren und durch eine humoristische Herangehensweise die darin auftretenden Denkfiguren an den Füssen zu kitzeln.