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Internationales Sommesfestival 2021
Digital / Diskurs / Online

The Future of Code Politics

Neue Zukunftsvisionen von künstlicher Intelligenz, Algorithmen und Codes

Tickets:

3 Euro für die Teilnahme vor Ort. Online: Kostenlos. LIVESTREAM wird rechtzeitig hier eingebettet.

Info

HIER finden Sie alle aktuellen Informationen und Corona-Regeln für Ihren Besuch vor Ort. ​

Vergangene Termine

wird aufgezeichnet

Freitag

13.08.21

18:00

wird aufgezeichnet

Samstag

14.08.21

14:00

wird aufgezeichnet

Sonntag

15.08.21

12:00

THE FUTURE OF CODE POLITICS ist ein Schwerpunkt zu neuen Perspektiven auf Technologien und ihre gesellschaftspolitischen Auswirkungen: Im Mittelpunkt der Debatte um künstliche Intelligenz, Codes und algorithmische Systeme stehen in Europa meist Fragen nach Effizienz und technischem Fortschritt – selten geht es um Resilienz und Nachhaltigkeit. Aber der Einfluss neuer Technologien auf soziale Systeme, Politiken, gesellschaftliche Prozesse und unser Zusammenleben ist nicht erst seit der Pandemie massiv. Technologien schaffen neue Realitäten und verfestigen Strukturen, die längst abgeschafft zu sein schienen. Sie können diskriminieren, haben ökologische Folgen, sind in neo-kolonialen Strukturen verankert, und das Machtmonopol über unsere Daten liegt bei großen Tech-Firmen. Diese Technologien bilden dabei aber Infrastrukturen, die unser Leben für die Zukunft ordnen und die Bedingungen unseres Zusammenlebens nachhaltig bestimmen.

THE FUTURE OF CODE POLITICS stellt darum jetzt Protagonist*innen in den Mittelpunkt, die sich genau mit diesen, für Laien oft undurchsichtigen, Strukturen kritisch und aus oft marginalisierten Perspektiven auseinandersetzen. Die eingeladenen Speaker*innen und Künstler*innen arbeiten an der Dekolonisierung von Technologien und an transfeministischen Zukunftsvisionen, und sie zeigen die gesellschaftlichen und planetaren Kosten der technologischen Infrastruktur unserer täglichen Umgebung auf.

Das 3-tägige Programm aus Vorträgen, Diskussionen, Workshops und künstlerischen Interventionen entsteht in Kooperation mit Sommerfestival-Kuratorin Lena Kollender, der Gründerin der Ethical Tech Society Lorena Jaume-Palasí, der Techniksoziologin Fiona Krakenbürger und den global vernetzten Initiativen CodingRights, Musea M.A.M.I. und Indigenous AI.

Digitaler Programmflyer HIER zum Download.

Programm am Freitag, 13. August:

OPENING

18:00 / 15min. / Live in der P1 & online im Stream Zwei der Kurator*innen der Konferenz, Lorena Jaume-Palasí und Lena Kollender begrüßen, führen kurz in die Thematik und Thesen von THE FUTURE OF CODE POLITICS ein und geben einen Überblick über das Programm der kommenden drei Tage.

DR. TIMNIT GEBRU & VANESSA NAKATE

18:15 / 60 min. inkl. Q&A anschließend / Livestream P1 & online Die Informatikerin und Forscherin auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz Dr. Timnit Gebru eröffnet gemeinsam mit der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate den ersten Konferenz-Tag. Timnit Gebru war bis Anfang Dezember 2020 Co-Leiterin der Abteilung für Ethik in der KI (Ethical AI Intelligence Team) bei Google. Sie erregte bereits mit ihrer Studie von 2018 zu rassistischer Gesichtserkennungssoftware weltweit Aufsehen und machte zuletzt mit einer kritischen Studie Schlagzeilen, die u.a. auf die die ökologischen Kosten von Googles neuer KI, die menschliche Sprache imitieren kann, hinwies – woraufhin sie in einem weltweit diskutierten Skandal entlassen wurde, begleitet von breiten Protesten von Googles Belegschaft. Vanessa Nakate war die erste Fridays For Future Aktivistin in Uganda und ist Gründerin des Rise up Climate Movement, das aktivistischen Stimmen vom afrikanischen Kontinent mehr Sichtbarkeit geben will. Sie arbeitet daran, für die Folgen, Gründe und Auswirkungen des Klimawandels zu sensibilisieren. Gemeinsam werden nakate und Gebru über Extraktivismus und transgenerationale Gerechtigkeit im Kontext von künstlicher Intelligenz und neuer technologien sprechen.

EROTICS OF EXTRACTIVISM CALL CENTER by CENEXXX.CL (CENTRO DE ESTUDIOS DE LA NATURALEZA EXTRACTIVA) / CURATED BY M.A.M.I. & CODINGRIGHTS

geöffnet ab 19:30 bis 21:30 / Installation im Foyer und online via fono.cenexxx.cl In einer Installation im Westfoyer eröffnet ein virtuelles Callcenter, das jeweils eine Person mit einem Telemarketing-Operator in Chile verbindet. Am Telefon werden die technologischen Umgebungen und Konsumgewohnheiten der Teilnehmer*innen analysiert. Und die konkreten Auswirkungen dieser auf die Minenarbeiter*innen, Umwelt und Gesellschaften rund um die Mineralstoffminen in Lateinamerika in einer möglichen Zukunft imaginiert.

INDIGENOUS AI – JASON LEWIS, CEYDA YOLGORMEZ, MICHELLE BROWN, SUZANNE KITE: DEVELOPING NEW APPROACHES / CURATED BY INDIGENOUS AI

19:30 / 120 Min. / online Workshop, kostenlose separate Anmeldung erforderlich: HIER klicken. Unsere Beziehung zu künstlich intelligenten Technologien wird größtenteils von Medienberichten, Nachrichten oder den Behauptungen großer Firmen und bedeutender Wissenschaftler*innen gerahmt. Diese beschränken ein Nachdenken über solche Systeme seit der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig auf Vorstellungen von Kontrolle und Nützlichkeit für Wirtschaft und sogenannten »technologischen Fortschritt«. Damit wird eine Elite-Expert*innen-Hegemonie gebildet, in der nur bestimmte Personen überhaupt einen tiefergehenden Einblick diese, für unsere Zukunft so relevanten, Technologien erhalten. Eine Möglichkeit diese Geschichte zu unterlaufen besteht darin, sich andere Zukünfte mit diesen Technologien vorzustellen. Und andere Fragen zu stellen, die für die KI-Wissenschaften (leider) bisher nicht von Belang waren. Fragen über nicht-menschliche Akteure, Tiere, Pflanzen und ökologische Systeme – und deren Handlungsfähigkeit innerhalb solcher Systeme – zum Beispiel. In diesem Workshop sollen Ansätze, wie die ethischen Protokolle der Indigenous AI Working Group, vorgestellt werden, mit denen man die Welt in ihrer Komplexität und mit ihren heterogenen Gemeinschaften, begreifen kann – und welche Folgen das für ein Nachdenken über künstliche Intelligenz hat.


Programm am Samstag, 14. August:

SCOTT BENESIINAABANDAN & HEMI WHAANGA: INDIGENOUS AI AND LANGUAGE / CURATED BY INDIGENOUS AI

14:00 / 90 Min. inkl. Q&A / Livestream P1 & online Die Geschichte der europäischen Algorithmisierung ist sehr eng mit der Geschichte des Kolonialismus und des Rassismus verknüpft und kann im Kern als eine Geschichte der Essentialisierung des Menschen verstanden werden. Der Marori Linguist, Dr. Hēmi Whaanga, beschriebt die Kolonisierung als ein Machtgefüge, das primär durch die Kontrolle und Veränderung von Gedanken, Sprache, Kultur und Realitätskonstruktionen der Kolonisierten wirkmächtig wird. Im Positionspapier von Indigenous AI fragt er: »Ist künstliche Intelligenz die neue (R)Evolution oder der neue Kolonisator für Indigene Gruppen?« In einem Gespräch mit dem Anishinabe Künstler Scott Benesiinaabandan, bespricht Whaanga die Ansätze der Indigenen Protokolle und der Indigenous AI Working Group: Sie schlagen vor, die Entwicklung von künstlicher Intelligenz von einer ethischen Position aus zu betrachten, die indigene, ehemals Kolonisierte, Gruppen und deren Wissen ins Zentrum der Auseinandersetzung stellt.

JILLIAN C. YORK: SILICON VALUES

16:00 / 60 min. inkl. Q&A im Anschluss / Live in der P1 & online Livestream Das Internet – einst scheinbar ein Raum größter Freiheit und jenseits der Kontrolle von Geld und Politik – wird heute massiv kontrolliert von Firmen und Plattformen, die mehr Macht über die Zugänglichkeit zu Information haben als jeder Staat. Die amerikanische Aktivistin und Autorin Jillian York stellt die Thesen aus ihrem kürzlich erschienenen Buch »Silicon Values« vor, in dem sie den Einfluss des aktuellen »Überwachungskapitalismus« (S. Zuboff) auf unser Recht auf freie Meinungsäußerung untersucht und der Frage nachgeht, wie die Politiken weniger großen Tech-Firmen unsere Demokratien bedrohen.

WENDY HUI KYONG CHUN: DISCRIMINATING DATA

17:30 / 60 min. inkl. Q&A im Anschluss / Livestream P1 & online (Die Aufzeichnung des Streams wird erst am 2. November veröffentlicht, nach der Veröffentlichung des Buches.) In ihrem Buch »Discriminating Data«, das im November 2021 erscheinen wird, zeigt Wendy Hui Kyong Chun, wie Polarisierung ein Ziel - und kein Fehler - von Big Data und maschinellem Lernen ist. Diese Methoden, so argumentiert sie, kodieren Segregation, Eugenik und Identitätspolitik durch ihre Standardannahmen und -bedingungen. Die System-Design-Ingeneurin, Medien- und Kulturwissenschaftlein Wendy Chun, stellt die wesentlichen Thesen aus ihrem Buch vor und plädiert für alternative Algorithmen, Vorgaben und interdisziplinäre Koalitionen, um Netzwerke zu desegregieren und ein demokratischeres Big Data zu fördern.

EROTICS OF EXTRACTIVISM CALL CENTER by CENEXXX.CL (CENTRO DE ESTUDIOS DE LA NATURALEZA EXTRACTIVA) / CURATED BY M.A.M.I. & CODINGRIGHTS

ab18:30 bis 20:30 geöffnet / Installation im Westfoyer & online via fono.cenexxx.cl In einer Installation im Westfoyer eröffnet ein virtuelles Callcenter, das jeweils eine Person mit einem Telemarketing-Operator in Chile verbindet. Am Telefon werden die technologischen Umgebungen und Konsumgewohnheiten der Teilnehmer*innen analysiert. Und die konkreten Auswirkungen dieser auf die Minenarbeiter*innen, Umwelt und Gesellschaften rund um die Mineralstoffminen in Lateinamerika in einer möglichen Zukunft imaginiert.

CONSULTATIONS WITH THE ORACLE FOR TRANSFEMINIST TECHNOLOGIES by TRANSFEMINISTTECH.ORG / CURATED BY M.A.M.I. & CODINGRIGHTS

19:00 / 90 min. / Workshop, entweder vor Ort oder online Das Oracle for Transfeminist Technologies ist eine Tarot-Session mit einem queerfeministischen Orakel und mit eigens gestalteten Tarot-Karten, das dazu anleitet, kollektiv Ideen für transfeministische Technologien aus der Zukunft zu imaginieren und anschließend zu diskutieren.


Programm am Sonntag, 15. August:

M.A.M.I.: THE POST PATRIARCHY MUSEUM / CURATED BY M.A.M.I. & CODINGRIGHTS

M.A.M.I. ist ein Online-Museum, eröffnet im spekulativen Jahr 3021, das den Fall des Patriarchats am 19. Februar 2052 feiert. Bei dem virtuellen Museum handelt es sich um eine fortschrittliche kollektive Technologie, die aus einem in Lateinamerika/Abya Yala verwurzelten Technofeminismus hervorgegangen ist. Wenn wir durch die virtuellen Galerien von M.A.M.I. gehen, können wir eine Reihe von Kunstwerken und archäologischen Stücken bewundern, die von Feminist*innen als Antwort auf die, inzwischen ausgestorbene, patriarchale Gewalt geschaffen wurden. Diese hat im 20. und 21. Jahrhundert verschiedene Formen angenommen, dazu zählen Rassismus, Lesbenfeindlichkeit, Fettfeindlichkeit, Kolonialismus, Sexismus, trans* Feindlichkeit und andere. M.A.M.I. ist ein spanisches Wort, aber das Akronym M.A.M.I. kann verschiedene Formen und Interpretationen annehmen: Museum of Art from Melting Injustices (Museum für Kunst aus schmelzenden Ungerechtigkeiten); Museum of Archeology of Misoginous Injuries (Museum für die Archäologie missbräuchlicher Verletzungen); Memorial of Ancestral Messy Interactions (Denkmal der chaotischen Interaktionen unserer Vorfahren); Museum of Art from Mistic Irreverence (Museum für Kunst aus Mystischer Respektlosigkeit); Museum Against Machism Indigestion (Museum Against Machistische Verdauung) und so weiter. Mehr auf museamami.org

M.A.M.I.: COLLECTION WORKSHOP

12:00 / 120 min. / workshop live at Kampnagel In einem fiktiven Jahr 3021 angesiedelt, leitet dieser Workshop die Teilnehmer*inne dazu an, kollektiv zu denken und Ausdrücke einer – 3021 bereits überwundenen – patriarchalen Gewalt zu benennen. In dieser spekulativen Zukunft wurde das Patriarchat durch hacktivistische Strategien aus außereuropäischen Räumen überwunden. Die Teilnehmer*innen studieren feministischen Kunstwerke und Aktivismus aus dem längst vergangenen 20. Jahrhundert, um anschließend gemeinsam eine virtuelle Sonderausstellung zu feministischen, technologiekritischen Arbeiten kuratieren. Diese Ausstellung wird zu der M.A.M.I. Sammlung hinzugefügt und dort einsehbar sein. Der Workshop wird von Lucía Egaña Rojas und Clarote geleitet.

M.A.M.I. PANEL: CONVERSATIONS WITH THE FUTURE / CURATED BY M.A.M.I. & CODINGRIGHTS

15:00 / 60 min. / hybrid panel with participants on and site via livestream at P1 & online Diese Panel ist in einem fiktiven Jahr 3021 angesiedelt, einer spekulativen Zukunft in der das das Patriarchat durch hacktivistische Strategien aus dem globalen Süden abgeschafft worden ist. Feministische Künstler*innen und Aktivist*innen aus dem Jahr 3021 analysieren die historischen Abläufe im 20. Jahrhundert und teilen ihre Erfahrungen aus der post-patriarchalen Zukunft im Jahr 3021. Welche Fragen wollen wir unseren Nachkommen stellen: Wie ist es, in einer Welt zu leben, in der das rassistische Patriarchat nicht mehr existiert? Welche Werte bleiben bestehen? Wer regiert? Welche Technologie ist am weitesten verbreitet? Gibt es das Internet noch? Wie kommunizieren wir? Wie wurde es geschafft, den Klimawandel zu überwinden? Mit Lucía Egaña und Neema Iyer, Constanza Figueroa, Loreto »Maka« Bravo und Joana Varon.

A CONVERSATION BEWTWEEN KATE CRAWFORD & NNEDI OKORAFOR

16:30 / 60 Min. / streaming at P1 & online Die nigerianisch-amerikanische Autorin und eine der wichtigsten Vertreterinnen des Africanfuturism und Africanjujuism, Nnedi Okorafor, ist weltweit bekannt u.a. für Ihre Romane WHO FEARS DEATH (das derzeit HBO als TV Serie verfilmt wird), die BINTI Trilogie und ihre Arbeiten für Marvels BLACK PANTHER: LONG LIVE THE KING und WAKANDA FOREVER. Kate Crawford ist eine der führenden internationalen Forscher*innen zu sozialen, politischen und ökologischen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz und Autorin von dem kürzlich erschienenen »Atlas of AI«, das die materiellen, planetarischen und arbeitsrechtlichen Auswirkungen von AI eindrucksvoll beschreibt. Außerdem war sie an den kollaborativen Kunstprojekten EXCAVATING.AI und ANATOMY OF AN AI SYSTEM beteiligt, die u.a. im Museum of Modern Art in New York und dem V&A Museum in London gezeigt wurden. Zum Abschluss der Konferenz sprechen Nnedi und Kate über ihre jeweils letzten Bücher, REMOTE CONTROL und ATLAS OF AI und über das Verhältnis von Natur, Kultur und Technologie.

CLOSING PANEL

18:00 / 40 min. incl. Q&A / hybrides Panel with participants on site and via livestream at P1 & online Abschlusspanel mit den Co-Kurator*innen der Konferenz, Lorena Jaume-Palasí, Fiona Krakenbürger, Joana Varon (für CodingRights / M.A.M.I.), Suzanne Kite (für Indigenous AI, kurzfristig wegen Krankheit abgesagt), Lena Kollender (Sommerfestival) und Lucía Egaña Rojas (Musea M.A.M.I.).


Konzept & Kuration: Lorena Jaume-Palasí, Lena Kollender, Fiona Krakenbürger In Zusammenarbeit mit: Lucía Egaña Rojas (Musea M.A.M.I.), Suzanne Kite (Indigenous AI), Joana Varon (CodingRights) Englische Untertitelung: Substream Inspizienz: Finja Zlim Onlinekoordination: Sophie Blomen

IN ZUSAMMENARBEIT mit der Allianz Kulturstiftung. IN KOOPERATION mit der Nemetschek Stiftung und dem Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung.MIT UNTERSTÜTZUNG VON Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V.