25.September 2024 – 06.Oktober 2024
Echoes of Tomorrow: Spielzeiteröffnung 2024/25
»Erinnerungskultur« meint das kollektive Wissen einer Gesellschaft um ihre eigene Vergangenheit. »Erinnerungspolitik« beschreibt den Prozess der Aushandlung darüber, was vergessen und was erinnert und damit Teil der Erinnerungskultur wird. Mit der Spielzeiteröffnung ECHOES OF TOMORROW begibt sich Kampnagel in das Spannungsfeld ebendieser Bereiche und wird zur künstlerischen Echokammer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Angesichts des globalen Rechtsrucks und sich zunehmend polarisierender politischer Debatten ist es wichtiger denn je, die Vielfalt der deutschen und europäischen Geschichte und Identität zu betonen, Raum zu schaffen für eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihrer Wirkung auf die Gegenwart und Zukunft. Während der zweiwöchigen Spielzeiteröffnung präsentieren wir daher künstlerische Arbeiten und Diskursformate, die die Verbrechen im Nationalsozialismus (auch auf dem Gelände der Kampnagelfabrik) beleuchten, respektvoll auf die Erfahrungen verfolgter Gruppen schauen und Geschichten des politischen und künstlerischen Widerstands ins Zentrum rücken. Neben dem Plädoyer für eine würdevolle (deutsche) Erinnerungskultur stehen Projekte, die den europäischen, weißen und normativen Kulturkanon und eine lange Geschichterassistischer Aufführungs- und Ausstellungspraxen kritisch betrachten. Formate, die die jüngere deutsche Geschichte fokussieren, verweisen schließlich auf die Genese der krisenhaften und gewaltvollen Gegenwart, die geprägt ist von sozialer Ungleichheit, einer zunehmenden Normalisierung rechter Gewalt, Antisemitismus, Rassismus, Misogynie und Queerfeindlichkeit – und schließlich einer sich immer stärker spaltenden Linken. Dabei geht es auch darum, in der Kunst nach Räumen kollektiver Trauer, Bewältigung und Hoffnung zu suchen.