Pink schwarz rotes Festival Key visual
© Hanna Osen und Laurens Bauer
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Pressemitteilung

Eröffnung Internationales Sommerfestival 2023 auf Kampnagel

Vom 09. bis 27. August findet abermals das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel statt – das bisher größte in seiner fast 40-jährigen Geschichte. Am Mittwoch beginnen drei Wochen Festival mit über 150 Veranstaltungen, darunter 19 unterschiedliche Bühnenarbeiten und fünf Weltpremieren. Doch nicht nur Kampnagel, sondern die ganze Stadt wird bespielt – von der Elbphilharmonie über die drei großen Ausstellungshäuser Deichtorhallen, Hamburger Kunsthalle und Kunstverein, bis hin zur St. Gertrud Kirche und dem ehemaligen Kakaospeicher auf dem Baakenhöft. Das Programm ist geprägt von Musiklegenden, Nachwuchs-Stars und großen Stücken aus Brasilien bis Südafrika, die zeigen, was zeitgenössische Bühnenkunst auf Weltniveau bedeutet.

Hamburgs Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda eröffnet am Mittwoch, den 09. August, das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel. Der Auftakt ist gleichzeitig eine Uraufführung: AGE OF CONTENT, choreografiert von (LA)HORDE. Das französische Trio prägt momentan sowohl mit Museumsausstellungen als auch Konzert-Inszenierungen für Madonna oder Sam Smith die Populärkultur, und ist als Leitung des Ballet national de Marseille, mit dem auch AGE OF CONTENT entsteht, für eine der größten Frischzellenkuren im zeitgenössischen Tanz verantwortlich.

Die zweite Weltpremiere erfolgt direkt am darauffolgenden Tag. Der US-Musiker serpentwithfeet entwirft gemeinsam mit dem New Yorker Choreografen Raja Feather Kelly und der Bildenden Kunst-Größe Wu Tsang eine Bühnenarbeit über die Schwarze schwule Clubkultur New Yorks – radikale Zärtlichkeit mit R&B-Musik und Tanz. Im Verlauf des Festivals wird die Thematik der Verletzlichkeit weiter exploriert, wie bei der Intensivtheater-Künstlerin Gisèle Vienne in EXTRA LIFE – gemeinsam mit der französischen Star-Schauspielerin Adèle Haenel, eine der prominentesten Stimmen der französischen #MeToo-Bewegung. Sexuelle Übergriffe behandelt auch die Arbeit THE BRIDE AND THE GOODNIGHT CINDERELLA der brasilianischen Performance-Künstlerin Carolina Bianchi, die u.a. von der Einnahme von K.O.-Tropfen handelt und bei seiner Premiere in Avignon globale Aufmerksamkeit fand. Global gedacht wird zudem nicht zuletzt bei Performances wie der von Antonya Silva, deren Uraufführung AZÚCAR von der afrokubanischen Kultur und dem Empowerment in der Diaspora erzählt.

Ein weiteres Element des diesjährigen Programms ist der Blick in die Welt des Sports, vor dem Hintergrund der Fußball-Europameisterschaft 2024. Ein Fan-Chor, eine Fußballmannschaft, eine Geigerin auf dem Schwebebalken und ein Sänger auf dem Laufband: ONE SONG der Performance-Künstlerin Miet Warlop ist ein als Konzert getarntes Hochleistungssportstück. Autorin Tuğba Tekkal berichtet und kontextualisiert hingegen bei ihrer Lesung in der Literaturreihe TALKING BACK des Sommerfestivals von den oft millionenschweren Träumen, die noch immer mit dem Fußball verbunden sind. Von diesen handeln auch die preisgekrönte Fußball- und Familiengeschichte LA FRACTURE von Yasmine Yahiatene sowie die Uraufführung des ehemaligen australisch-srilankischen Fußballprofis und jetzigen Theatermachers Ahilan Ratnamohan. Zusammen mit Belgiens Schauspielstar Josse de Pauw und dem Amateurliga-Spieler Etuwe Bright Junior, entsteht mit JOSSE JNR (ebenfalls als Uraufführung) ein autobiografisches Theaterstück über Fußball-Migration, Machtstrukturen und ungeplante Lebensläufe entworfen.

Zum krönenden Festivalabschluss arbeitet die weltweit mit großen Tanzcompagnien gefeierte Choreografin Aszure Barton für die Weltpremiere von AA | AB: B E N D mit dem vielfach ausgezeichneten Trompeter und Komponisten Ambrose Akinmusire zusammen, der stilsicher Genres von Jazz bis HipHop verbindet und so zwei Kunstformen im intensiven Dialog zeigt.

Denn nicht nur Theater, Performances und Tanz werden zu sehen sein. Das Musikprogramm mit insgesamt 36 Konzerten ist vielfach mit dem weiteren Programm verbunden, etwa durch Konzerte von Caterina Barbieri, die auch Musik zu Gisèle Viennes neuem Stück komponiert, oder Lyra Pramuk, die aktuell mit (LA)HORDE eine Hermès-Kampagne realisiert hat.

Auch Ausstellungen kommen nicht zu kurz. In den Deichtorhallen und auf Kampnagel zeigt einer der derzeit einflussreichsten Digitalkünstler, Jacolby Satterwhite, drei Arbeiten, die afrofuturistische Utopien entwerfen und sich mit Gemeinschaft, Spiritualität, Glauben, Liebe, Heilung und Popkultur beschäftigen. In der Hamburger Kunsthalle kreiert der libanesisch-amerikanische Künstler Walid Raad mit COTTON UNDER MY FEET: THE HAMBURG CHAPTER eine Performance-Tour und Ausstellung durch die Sammlung des Museums – und in die Abgründe der Kunst- und Finanzwelt, inklusive Engeln und Untoten. Und im Kunstverein zeigt Trevor Mathison, Gründungsmitglied des ikonischen Black-Audio-Film-Collective, an zwei Abenden eine Sound-Performance live.

Auch ein großes kostenloses Programm lockt: Der Avant-Garten öffnet in diesem Jahr wieder seine Türen – mit eintrittsfreien Ausstellungen und Installationen u.a. von Anca Munteanu Rimnic und Ligna, Performances der Sommerfestival-Klassiker JAJAJAs und dem Migrantpolitan-Team, sowie einem täglichen Literatur- und Konzertprogramm auf der Waldbühne mit Autor*innen aktueller Bücher wie Hengameh Yaghoobifarah oder Samuel Meffire (»Ich, ein Sachse«) und anschließenden Konzerten.

Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel Hamburg: »Kampnagel öffnet mit dem Internationalen Sommerfestival abermals Tür und Tor für die geballte Kraft der Avantgarde – sich erstreckend über sämtliche Formen der künstlerischen Entfaltung. Wie bereichernd eben diese Auseinandersetzung für uns alle ist, haben die vergangenen Jahre uns eindrücklich gezeigt. Nur deshalb, durch das stete Interesse der Zuschauer*innen und das eindrucksvolle Engagement der Beteiligten, sind wir in der Lage in diesem Jahr ein Festival zu veranstalten, das so weitrechend und vielseitig ist wie nie zuvor. Es wird ein Fest, eine Auseinandersetzung mit Bekannten und Fremdem, mit Angst und Euphorie – und letzteres fühle auch ich, wenn ich an die kommenden Wochen denke.«

András Siebold, Künstlerischer Leiter Internationales Sommerfestival: »Das diesjährige Festival zeigt Künstler*innen, die sich auf künstlerischem Weltniveau mit der Gegenwart auseinandersetzen und dafür radikale Sprachen und neue ästhetische Formen entwickeln. Es zeigt auch die Impulse, die von zeitgenössischer Popkultur mit einem hellwachen gesellschaftspolitischen Bewusstsein ausgehen und die zeitgenössische Bühnenkunst rasant verändern.«

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